Kammermusikfestival des Akademischen Orchesters

Das Akademische Orchester lädt ein zu einem virtuellen Kammermusikfestival. Universitätsmusikdirektor Mihály Zeke erzählt im Interview, wie er und die Musikerinnen und Musiker mit dieser Zeit ohne gemeinsame Proben und Auftritte umgehen und was er mit dem Festival erreichen möchte.

Wie geht es Ihnen und Ihren Musikerinnen und Musikern in einer Zeit, in der Sie nicht proben und konzertieren können und das Musikerlebnis in der Gemeinschaft fehlt?

Mihály Zeke: Diese Zeit des Zwangsschweigens ist für alle Musiker*innen, ob professionell oder nicht, besonders schwierig. Denn Musik ist mehr als ein Hobby, es ist der Topos unserer Kreativität schlechthin. Wir haben in der Musik, selbst wenn wir vor und mit anderen nicht spielen dürfen, eine unerschöpfliche Quelle der Schönheit und einen dauernden Beweis, was alles dem menschlichen Geist möglich ist. Das ist gewiss ein Privileg!

Die Proben für das Livestream-Konzert verliefen erfolgreich.

Was möchten Sie mit der Idee des Kammermusikfestivals erreichen?

Wir möchten mehrere Ziele erreichen. An erster Stelle steht natürlich das Teilen eines Live-Musikerlebnisses mit all unseren Unikolleg*innen. Musik ist ja während der Pandemie dank der nun durch das Internet überall zugänglichen Diskographie alles andere als abwesend. Doch kann eine Aufnahme für mich nie wirklich die Erfahrung eines Live-Konzerts ersetzen. Selbst wenn Künstler*innen und Publikum nur über Livestream kommunizieren, bleibt das Konzert für alle Beteiligten etwas ganz besonderes.

Zudem gibt es  auch einen ganz pragmatischen Grund: Musik ist gewissermaßen auch Sport, die physische und mentale Kondition muss durch Übung gepflegt und aufrechterhalten werden. Man sagt etwas zugespitzt: einen Tag nicht geübt bedeutet zwei Tage, um die Form wieder zu gewinnen. Das mag etwas übertrieben klingen, es ist aber logisch, dass wir alle nach der Pandemie zunächst eine Weile brauchen werden, um individuell und als Gruppe wieder auf dem Niveau zu spielen, das wir früher hatten. Aber Musizieren ist ja auch eine seelische Angelegenheit, und eine gesund erhaltene Seele ist auch Voraussetzung für den Wiederaufbau der Technik.

Wir werden im Rahmen unseres Festivals nicht nur gemeinsam konzertieren, sondern auch gemeinsam proben. Vielen Konzerten soll nämlich eine nicht-öffentliche Online-Stimmprobe vorausgehen. Darüber hinaus ergreifen wir die einmalige Gelegenheit, wunderschönes kammermusikalisches Repertoire gemeinsam zu entdecken und mit den Orchesterkolleg*innen zu teilen.

Welche musikalischen Akzente werden Sie in den digitalen Donnerstagskonzerten setzten?

Die Zusammensetzung des Programms erfolgt schrittweise und hängt von mehreren Faktoren ab. An erster Stelle steht die Beschränkung der Sozialkontakte, weswegen wir die Besetzungen allmählich von Solo über Duett und Terzett bis hin zum Oktett erhöhen wollen. Wie schnell wir zu größeren Besetzungen kommen können, hängt natürlich von der jeweils aktuellen Corona-Verordnung ab. Dazu kommt, dass wir teilweise auf bereits einstudiertes Repertoire bauen. So entsteht gerade ein buntes Programm, das ganz spontan von der Romantik geprägt wird, obwohl Komponisten vom Barock und der Klassik bis in die Moderne auch vertreten sind. An den ersten Donnerstagen erklingen Werke von Beethoven, Weber, Schumann und Brahms. Wir wollen das Programm immer in zweiwöchentlichen Phasen enthüllen, das lässt uns auch Zeit, den Umständen entsprechend umzudisponieren.

Wichtigster Akzent der digitalen Donnerstagskonzerte bleibt jedoch nicht das eine oder andere Werk, sondern die Bereitschaft unserer Orchesterspieler*innen, durch beliebte Musikwerke Freude und Kraft zu schöpfen und zu teilen!

PROGRAMMVORSCHAU

Donnerstag, 4. Februar 2021, 20:45 Uhr: „Morgen wird die Sonne wieder scheinen“

Zoltán Kodály – Drei Choralvorspiele nach J.S. Bach

Robert Schumann – Adagio & Allegro As-dur, Op. 70 für Viola und Klavier

Johan Svendsen – Romance G-dur, Op. 26

Richard Strauss – Morgen Op. 27 Nr. 4

Donnerstag, 11. Februar 2021, 20:45 Uhr: Neuer Wind

Carl Maria von Weber – Andante e rondo ongarese c-moll für Fagott und Orchester (Klavier), Op. 35

Ludwig van Beethoven – Konzertstück für Violine C-dur, WoO 5

Arcangelo Corelli – Sonate g-moll, Op.5 Nr.5 

Cécile Chaminade – Concertino pour Flûte D-dur, Op.107

Carl Maria von Weber – Variationen für Klarinette und Klavier B-dur, Op. 33

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