„Karriere als Hürdenlauf: Warum der Weg in die Wissenschaft schwierig ist und reformiert werden muss““

2. Juli 2015, Nr. 56

Nachberichterstattung

Am Dienstag, den 30. Juni 2015, fand der vierte Vortrag der neuen Vortragsreihe „Possible: Potenziale und Ziele der Universität Stuttgart“ des Service Gender Consulting statt.

 

Im Vortragssaal der Universitätsbibliothek sprach Sandra Richter, Leiterin der Abteilung Neuere Deutsche Literatur I der Universität Stuttgart und seit 2010 Mitglied des Wissenschaftsrates, über die Schwierigkeiten einer wissenschaftlichen Karriere im Hochschulbereich.

In ihrem Vortrag stellte Professorin Richter die vom Wissenschaftsrat 2014 herausgegebenen „ Empfehlungen zu Karrierezielen und –wegen an Universitäten“ vor und erläuterte, warum der Weg in die Wissenschaft insgesamt reformbedürftig ist und welchen Beitrag die Universität Stuttgart hierzu leisten kann.

Im Anschluss an den Vortrag diskutierte Professorin Richter gemeinsam mit Gästen darüber, wie die Empfehlungen des Wissenschaftsrates umgesetzt werden können. Teilnehmende der Diskussion waren Professor Joachim Ostwald, Sprecher der Landesvertretung des Akademischen Mittelbaus an den Universitäten in Baden-Württemberg und apl. Professor an der Universität Tübingen, PD Dr. Angelika Riemer, Mitglied der Jungen Akademie und Leiterin zweier Arbeitsgruppen am Deutschen Krebsforschungszentrum und am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung in Heidelberg sowie Mark Dornbach, Doktorand am Institut für Theoretische Chemie der Universität Stuttgart.

Einig waren sich alle Beteiligten bei ihrer Einschätzung, dass eine Karriere in der Wissenschaft reizvoll ist, aber mit einem langen und schwierigen Weg verbunden ist. Bis zum Erreichen der Professur befinden sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler meist viele Jahre in prekären Beschäftigungsverhältnissen, ohne jegliche Sicherheit bezüglich ihres Weiterkommens. In den letzten Jahren haben verschiedene Wissenschaftsorganisationen und beratende Gremien mit Empfehlungen und Positionspapieren auf diesen Missstand aufmerksam gemacht, wie beispielsweise der Wissenschaftsrat, die Hochschulrektorenkonferenz oder die Junge Akademie. In ihren Forderungen stimmen sie dahingehend überein, dass den prekären Beschäftigungsverhältnissen an deutschen Hochschulen mit einer zahlenmäßigen Erhöhung der Professuren begegnet werden sollte. Derzeit gibt es – laut Statistischem Bundesamt –insgesamt knapp 26.000 Universitätsprofessuren. Ihnen steht bundesweit eine steigende Zahl an jährlichen Habilitationen gegenüber.

Aufgrund der fehlenden Planungssicherheit in der Wissenschaft als Arbeitsbereich fordert der Wissenschaftsrat neben einer zahlenmäßigen Erhöhung der Professuren auch neue Personalentwicklungskonzepte für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ausführlich wurde darüber diskutiert, dass die deutschen Hochschulen einen Mangel an klaren und effizienten Personalentwicklungskonzepten aufweisen. Die Hochschulrektorenkonferenz hat unlängst auf diesen Missstand reagiert und von den deutschen Hochschulen im Frühjahr 2015 die Entwicklung von Konzepten für mehr Verlässlichkeit und Transparenz in der Karriereplanung eingefordert. Bei der gemeinsamen Podiumsdiskussion, die von der Gleichstellungsbeauftragten der Universität Stuttgart, Dr. Gabriele Hardtmann, moderiert wurde, konnte auch deutlich gemacht werden, dass es einen großen Optimierungsbedarf bei dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie gibt. Nach wie vor sind es meistens die Wissenschaftlerinnen, die aufgrund mangelnder Familienfreundlichkeit an Hochschulen in ihrer Karriere zurückstehen müssen. Für die Angehörigen des akademischen Mittelbaus ist die Vereinbarkeit von einer akademischen Karriere und Familie ein zentrales Thema, denn gerade bei dieser Zielgruppe sind die Beschäftigungsverhältnisse an deutschen Hochschulen oftmals sehr prekär. Die verstärkte öffentliche Diskussion der Schattenseiten einer akademischen Karriere hat nun endlich auch die Politik dazu gebracht, sich intensiv um Lösungsvorschläge zu bemühen.

Kontakt:
Nicola Hille, Universität Stuttgart, Gleichstellungsreferat / Service Gender Consulting Tel.: 0711/685-84024, E-Mail: nicola.hille(at)verwaltung.uni-stuttgart.de

Dr. Hans-Herwig Geyer, Leiter Hochschulkommunikation und Pressesprecher, Universität Stuttgart, Tel.: 0711/685-82555, E-Mail: hans-herwig.geyer[at] hkom.uni-stuttgart.de

 
Zum Seitenanfang