Perspektivische Zeichnung des Stuttgarter Kronprinzenpalais, entworfen von Ludwig Friedrich Gaab 1844.

Wie Stuttgart zur Großstadt wurde

14. Dezember 2016, Nr. 105

Digitalisierung von Architekturzeichnungen und Plänen vernetzt Archive und gibt neue Antworten
[Bild: Archiv des Instituts für Architekturgeschichte, Universität Stuttgart.]

Wie hat sich Stuttgart von einer Residenz- zur modernen Großstadt entwickelt und wie könnte die Stadt heute aussehen, wären die Planer anderen Entwürfen gefolgt? Um diese Fragen zu beantworten, wollen Architekturhistoriker der Universität Stuttgart Zeichnungen und Pläne zahlreicher Sammlungen und Archive im Großraum Stuttgart digitalisieren und vernetzen. Ein Konzept dafür entwickeln sie im Rahmen des jetzt gestarteten Projekts „StuttGARCH“.

Die Entwicklung Stuttgarts von einer Residenz- zur modernen Großstadt wurde bisher nur punktuell erforscht. Die letzte umfassende Publikation zur Stadtbaugeschichte liegt über 25 Jahre zurück und wird heutigen Forschungsansprüchen und -methoden kaum mehr gerecht. Dabei leistete die um 1750 mit dem Bau des Neuen Schlosses beginnende und 1914 mit dem neuen Stuttgarter Hauptbahnhof endende Ära einen wichtigen Beitrag zum zeitgenössischen Architekturgeschehen. Wie früh die Modernisierung Stuttgarts voranschritt, zeigen exemplarisch der Königsbau als Shoppingmall, die Markthalle, der erste Stuttgarter Zentralbahnhof, die Gaswerke, die Elektrifizierung der Stadt sowie der Bau der Straßenbahn.

Die Architekturzeichnungen und Plansammlungen, die diese Entwicklung illustrieren, liegen jedoch an weit verstreuten Stätten: im Landesmuseum Württemberg, der Staatsgalerie und dem Stadtarchiv Stuttgart, dem Stadtmuseum Ludwigsburg, dem Stadtarchiv Backnang und an der Universität Stuttgart, wo das Universitätsarchiv, die Universitätsbibliothek sowie das Institut für Architekturgeschichte Konvolute von Zeichnungen und Plänen beherbergen. Obwohl die Dokumente inhaltlich eng mitaneinander verknüpft sind, konnten sie bisher nicht zusammenhängend betrachtet oder vernetzt werden.

Um dies zu ändern, erstellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt ein Konzept zur Digitalisierung der einzelnen Bestände. Dabei können sie auf die Infrastruktur der Universitätsbibliothek Stuttgart zurückgreifen, die bereits Teile ihrer Plansammlung sowie die zugehörigen Metadaten digitalisiert und frei zugänglich gemacht hat. Die zu digitalisierenden Pläne und Architekturzeichnungen sollen nach unterschiedlichen Parametern und Kriterien befragt werden können, so zum Beispiel nach Topographie, Beteiligten sowie objektspezifischen Eigenschaften wie Darstellungstechnik oder Material der einzelnen Zeichnungen. Dies eröffnet verschiedenste Forschungsfelder und Fragestellungen: Die Digitalisate können einerseits auf Verbindungen einzelner Bauwerke und Akteure hin untersucht werden. Andererseits zeigen die hochauflösenden Darstellungen die Entwicklung der technischen Infrastruktur und ermöglichen es, Stadtbaugeschichte nachzuvollziehen.

Langfristig sollen die digitalisierten Bestände online und frei zugänglich publiziert werden und somit der Forschung wie auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Damit wird die hohe Beanspruchung der empfindlichen Archivalien, die mit der händischen Archivrecherche einhergeht, minimiert.

Kontakt:

Prof. Klaus Jan Philipp, Universität Stuttgart, Institut für Architekturgeschichte (ifag), Tel. 0711 685 83290,
E-Mail: klausjan.philipp@ifag.uni-stuttgart.de

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