Moderne Materialien – integrative Simulationsumgebungen – neue Wege der Promotionsförderung

1. September 2011, Nr. 90

Abgabe der Vollanträge zur Exzellenzinitiative

Drei Vollanträge der Universität Stuttgart sind heute, am 1. September, an die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen der zweiten Phase der Exzellenzinitiative gegangen. Im März hatte die Uni mit dem Projekt der Graduiertenschule „Advanced Condensed Matter Science – Kondensierte Materie“ die erste Hürde genommen. Zudem gibt sie für die bereits bestehenden Exzellenz-Projekte, den Exzellenzcluster Simulation Technology (SimTech) und die Graduiertenschule Advanced Manufacturing Engineering (GSaME), Fortsetzungsanträge ab. Diese haben seit Beginn der Förderung im November 2007 sehr gute Fortschritte gemacht und sich in der Universität als wichtige strukturbildende Einrichtungen etabliert. Die endgültige Entscheidung über die Anträge fällt der Bewilligungsausschuss bestehend aus Vertretern der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Wissenschaftsrates sowie von Bund und Ländern im Juni 2012. „Die Themenfelder des Exzellenzclusters und der beiden Graduiertenschulen sind sowohl für die Grundlagenforschung als auch für spätere Anwendungen zukunftsweisend“ erklärt Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel.

Graduiertenschule „Kondensierte Materie“, Sprecher: Prof. Harald Gießen

Die Graduiertenschule „Advanced Condensed Matter Science – Kondensierte Materie“ befasst sich mit modernen Materialwissenschaften und ist an der Schnittstelle von Physik, Chemie und Biologie angesiedelt. Sie verbindet die Universität mit den beiden Stuttgarter Max-Planck-Instituten. Ebenfalls eingebunden sind die neuen Forschungszentren SCoPE (Stuttgart Center of Optics and Photonics Engineering) und IQST (Integrated Quantum Science and Technology Stuttgart/Ulm).

Die Festkörperforschung hat in Stuttgart eine lange Tradition und genießt Weltruf. So wurde gerade einer der Koordinatoren der Graduiertenschule, Prof. Bernhard Keimer vom MPI für Festkörperforschung, mit dem Leibnizpreis 2011 der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Höhe von 2,5 Mio. Euro ausgezeichnet. Zwei weitere Wissenschaftler, die Physiker Prof. Tilman Pfau und Prof. Jörg Wrachtrup, erhielten jeweils einen Advanced Grant 2011 des European Research Councils in Höhe von 2,5 Mio. Euro. Die Graduiertenschule möchte sicherstellen, daß Studenten auf sehr hohem Niveau in einer weltweit führenden Forschungsumgebung zu ihrer Promotion intensiv begleitet werden. Beispiele für hochaktuelle Forschungsthemen sind Metamaterialien für optische Tarnkappen, DNA-basierte Nanomaterialien, Nanodiamanten für hochempfindlich Messungen und Mikroskopie, neuartige Hochtemperatur-Supraleiter, Festkörper aus kalten, atomaren Quantengasen, nanostrukturierte selbstorganisierende Systeme und bioinspirierte Nanomaterialien. Diese grundlagenorientierten Themen verbinden Fragestellungen aus Physik und Chemie und sind ebenfalls für Anwendungen in der Biologie, Elektrotechnik und den Maschinenbau relevant.

Exzellenzcluster Simulation Technology (SimTech)
Sprecher: Prof. Wolfgang Ehlers, Institut für Mechanik (Bauwesen)

In der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts ist die Simulationstechnik ebenso unentbehrlich für die Lösung komplexer Probleme in den Natur- und Ingenieurwissenschaften wie in den Lebens- und Geisteswissenschaften und anderen Lebensbereichen. Seinen erfolgreich eingeschlagenen Weg in dieses Forschungsgebiet möchte der Exzellenzcluster SimTech fortsetzen. Ziel des in das „Stuttgart Research Centre for Simulation Technology“ eingegliederten Forschungsverbundes ist es, die Simulationstechnik von isolierten Ansätzen zu einer ganzheitlichen Systemwissenschaft zu verbinden. Gegenwärtige Strategien aus verschiedenen Disziplinen und Theorien können dadurch weiterentwickelt und zu einer neuen Klasse einer integrativen Simulationsumgebung verschmolzen werden, die alle Aspekte vom Modell bis zum interaktiven System unterstützt. Dieser Auftrag ist nur über akademische Fachgrenzen hinweg zu erfüllen. Die Interdisziplinarität ist eine der Stärken des Cluster, die weiter intensiviert werden soll. Darüber hinaus stehen verstärkt Optimierungen im Mittelpunkt, die Leistung und Verlässlichkeit zukünftiger Simulationssysteme erhöhen.

Auch die Zusammenarbeit mit dem Höchstleistungsrechenzentrum der Uni Stuttgart (HLRS) soll weiter ausgebaut werden. Im Juni 2010 wurden 133 Millionen Euro für den Ausbau des HLRS bewilligt, das damit den dann leistungsfähigsten Rechner in Deutschland erhalten wird und weltweit zur Spitzengruppe aufschließt. Im Dezember 2010 wurde zudem ein Neubau eingeweiht, mit dem SimTech künftig eine zentrale Anlaufstelle auf dem Campus erhält.

Neben Forschung an neuen Strategien in der Simulationstechnik ist die Erweiterung von Wissen durch die Förderung junger Wissenschaftler eine der effektivsten Investitionen in die Zukunft einer modernen Gesellschaft, die der Exzellenzcluster auch zukünftig leisten möchte. So soll unter anderem der erfolgreich etablierte Elitestudiengang „Simulation Technology“ genauso fortgeführt werden wie die Graduiertenschule SimTech, in der derzeit etwa 100 Doktoranden an ihrer Promotion arbeiten.
Weitere Informationen unter www.simtech.uni-stuttgart.de/.

Graduiertenschule „Excellence advanced Manufacturing Engineering” (GSaME)
Sprecher: Prof. Engelbert Westkämper, Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb
Optimale Voraussetzungen für einen neuen Typ von Nachwuchswissenschaftlern und Managern für Fabriken der Zukunft, hervorragende Forschungsergebnisse auf dem volkswirtschaftlich bedeutsamen Gebiet fortgeschrittener Produktions¬technologien sowie deren Umsetzung in Problemlösungen und Innovationen der Industrie waren wichtige Ziele der Graduiertenschule GSaME, mit denen sie 2007 in der Exzellenzinitiative angetreten ist. Es galt als ein Experiment, alternativ zu den bereits bestehenden Promotionsmöglichkeiten ein neues Modell der Promotionsförderung mit der Graduiertenschule GSaME einzuführen, um damit Nachwuchskräfte aus den Ingenieurwissenschaften, der Informatik und der Betriebswirtschaft zu qualifizieren und dabei eng mit der Wirtschaft zu kooperieren. Mit einem bis dahin national und international beispiellosen, innovativen Ansatz sollten optimale Bedingungen etabliert und darüber hinaus die Promotionszeit verkürzt werden. Die GSaME hat dazu das bewährte duale Prinzip aufgegriffen und für die Promotionsphase weiterentwickelt. Im Mai 2011 wurde die GSaME dafür mit dem „Best Practice Award zur Verbesserung der Ingenieurpromotion“ der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften gemeinsam mit 4ING, TU9 und ARGE TU/TH in der Kategorie „Erwerb von außerfachlichen Qualifikationen und Schlüsselqualifikationen in der Ingenieurpromotion“ ausgezeichnet.

Dass das Experiment gelungen ist, zeigen auch die Kooperationen mit mehr als 20 namhaften Firmen des Maschinenbaus, der Elektrotechnik oder dem Automobilbau sowie weiteren Forschungspartnern. 69 Promovierende konnten bisher für die als zentrale Einrichtung der Universität Stuttgart mit eigenem Promotionsrecht etablierte GSaME zugelassen werden. Konkrete Ergebnisse für die Wirtschaft aus gemeinsam definierten Forschungsprojekten, eine kontinuierlich steigende Nachfrage bei Bewerbern und Unternehmen, eine positive Resonanz auf internationalen Fachkongressen sowie Auszeichnungen für Promovierende belegen darüber hinaus den Erfolg der GSaME.
Die Zukunftsstrategie der GSaME ist darauf gerichtet, die Potenziale ihres Kooperationsmodells „duales wissenschaftliches System“ durch ein weiterentwickeltes interdisziplinäres Forschungs- und Ausbildungsprogramm und durch Maßnahmen zur Erhöhung der Attraktivität für weibliche und internationale Absolventen zu erschließen. Dies soll entsprechend der Trends zu neuen Formen der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft durch innovative, zukunftsorientierte organisatorische Maßnahmen geschehen.
Weitere Informationen unter: www.gsame.uni-stuttgart.de

 
Zum Seitenanfang