Mit gleich zwei Projekten zur Förderung internationaler Hochschulkooperationen konnte die Universität Stuttgart bei der jüngsten Ausschreibungsrunde des Programms „Tempus IV“ der Europäischen Union punkten. So erhält der Lehrstuhl für Investitionsgütermarketing und Beschaffungsmanagement im Betriebswirtschaftlichen Institut (BWI) 800.000 Euro für den Aufbau eines interdisziplinären Studiengangs Ökologiemanagement in der Wolgaregion. Das Institut für Umformtechnik (IFU) entwickelt im Bereich Maschinenwesen einen Strategieplan für die bessere Verzahnung von Hochschulen und Unternehmen in Bosnien-Herzegowina und erhält dafür 580.000 Euro. Tempus-Projekte sollen die multilaterale Zusammenarbeit zwischen Hochschuleinrichtungen, Behörden und Organisationen aus den EU-Mitgliedstaaten und den Partnerländern fördern und so die Hochschulbildung reformieren und modernisieren. Insgesamt wurden bei 608 Anträgen 69 Projekte bewilligt.
Der Studiengang „Ecological Management in Volga-Caspian Region“ wird unter der
Federführung von Prof. Ulli Arnold vom BWI in Zusammenarbeit mit den Universitäten Barcelona,
Warschau und Parma sowie weiteren Experten entwickelt und soll an den russischen Universitäten
Saratov, Volgograd, Astrakhan, Samara und Kazan eingerichtet werden. Er wird so aufgebaut, dass die
Studierenden ökologische, ingenieurwissenschaftliche und ökonomische Problemlösungen erlernen und
sich anschließend in einem der Bereiche „Luft“, „Abfall“ oder „Abwasser“ spezialisieren. Bei der
Konzeption des Curriculums profitieren die Beteiligten von dem erfolgreichen internationalen
Master-Studiengang „Air Quality Control, Solid Waste and Waste Water Process Engineering (WASTE)“
der Universität Stuttgart. Auf dieser Basis werden bis 2011 gemeinsam mit den russischen
Hochschullehrern geeignete Programm-Module entwickelt. Dabei wird dem Einsatz von in Russland noch
neuen didaktischen Methoden wie Fallstudien, e-learning und Simulationstechniken besondere
Bedeutung beigemessen. Zur Unterstützung und Vertiefung der Kenntnisse sind wissenschaftliche
Workshops sowie Praktika in Unternehmen vorgesehen, für den Abschluss muss eine Masterarbeit
angefertigt werden. Darüber hinaus soll das Studienangebot auch spezielle wissenschaftliche
Weiterbildungsmöglichkeiten für Unternehmens-praktiker umfassen. Ab 2012 sind Kurse zur
Umweltsicherheit und industriellen Sicherheit geplant.
Ziel des Projekts ist ein inhaltlich und methodisch innovativer Masterstudiengang auf der
Basis europäischer Standards. Darüber hinaus soll insbesondere der wissenschaftliche und
studentische Austausch zwischen den beteiligten Universitäten in Europa und Russland gefördert und
ausgebaut werden. Das Projekt unterstützt die von der Universität Stuttgart angestrebte
internationale Vernetzung.
Kollabiertes Bildungssystem wird wieder aufgebaut
In Bosnien und Herzegowina haben der Krieg und die nachfolgenden politischen
Umwälzungen zu einem weitgehenden Kollaps des Bildungssystems geführt und die Beziehungen zwischen
Universitäten und Industrie zerrissen. Dies erschwert die Entwicklung neuer Produkte und moderner
Produktionsprozesse und hemmt so die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Um dieses Dilemma zu
überwinden, entwickelt das IFU gemeinsam mit sieben Universitäten sowie zahlreichen weiteren
Partnern aus der gesamten Balkanregion Strategien zur Bildungs-, Forschungs- und
Innovationspolitik. Diese zielen darauf ab, Industrie und Hochschuleinrichtungen besser zu
verzahnen, wobei das Maschinenwesen im Vordergrund steht. Eingebunden sind auch Ministerien,
regionale Agenturen für die Entwicklung kleinerer und mittlerer Unternehmen (KMU), Verbände und
weitere regionale und nationale Partner.
Die Aktivitäten umfassen die Modernisierung von Lehrinhalten nach europäischen Standards
sowie Studienaufenthalte für Mitarbeiter bosnischer Hochschulen in Stuttgart und an den weiteren
beteiligten Hochschulen der EU in Slowenien und Ungarn. Für Industrieunternehmen in
Bosnien-Herzegowina werden Schulungen, Praktika und Seminare durchgeführt, um den technologischen
Anschluss des Landes wieder herzustellen. „Wir stellen Kontakte her und holen zum Beispiel mit
kostenlosen Schulungen Industrievertreter an die Universitäten“, erklärt Projektleiter Stefan
Wagner vom IFU.
Weitere Informationen bei:
Prof. Ulli Arnold/ Stefanie Opitz, Betriebswirtschaftliches Institut, Lehrstuhl für
Investitionsgütermarketing und Beschaffungsmanagement, Tel. 0711/685-83161, e-mail:
ulli.arnold@bwi.uni-stuttgart.de
Dr. Stefan Wagner, Institut für Umformtechnik, Abteilung Blechumformung,
Tel. 0711/685-83852, e-mail:
stefan.wagner@ifu.uni-stuttgart.de