Literaturwissenschaft und Informatik für neuartige Erforschung von Textkorpora

27. Februar 2013, Nr. 19

Uni Stuttgart startet Pilotprojekt ePoetics

Das Institut für Literaturwissenschaft, Abteilung Neuere Deutsche Literatur I der Universität Stuttgart startet zum März 2013 federführend das Pilotprojekt „ePoetics“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über drei Jahre mit insgesamt 650.000,- Euro gefördert wird. Mit  Analysemethoden aus der Informatik, der Computerlinguistik und der geisteswissenschaftlichen Hermeneutik werden deutschsprachige Poetiken aus einer Zeitspanne von 1770 bis 1960 erschlossen, visualisiert und in einen neuartigen Erkenntniskontext gebracht. Das Projekt zielt damit insgesamt auf eine Weiterentwicklung der eHumanities, also der Anwendung moderner Informationstechnologien in der geisteswissenschaftlichen Forschung, sowie auf die Erarbeitung neuer, informationstechnologisch gestützter Methoden der Erschließung von Textkorpora.

Prof. Sandra Richter, Institut für Literaturwissenschaft, Abteilung Neuere Deutsche Literatur I der Universität Stuttgart, die aus ca. 1000 in ihrem Buch „A History of Poetics“ bibliographierten Poetiken und Ästhetiken eine historisch und systematisch repräsentative Auswahl von 20 Schriften für den zu untersuchenden digitalen Textkorpus zusammenstellte, unterstreicht die interdisziplinäre Dimension des Forschungsvorhabens: „Die informationstechnologischen Methoden werden entscheidend dazu beitragen, den vielschichtigen Korpus begrifflich und strukturell über die hermeneutischen Erkenntnisse der Literaturwissenschaft hinausgehend zu erschließen und seine Dynamik zu veranschaulichen.“

Für Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel stellt das Projekt einen weiterer Schritt in der spezifischen Ausprägung und Profilierung der Stuttgarter Geisteswissenschaften dar: „Von dem Forschungsvorhaben „ePoetics“ werden wichtige Impulse für den Themenbereich eHumanities im Kooperativen Forschungscampus Universität Stuttgart ausgehen. Bereits heute sind die Erfolge der Stuttgarter Geisteswissenschaften vielbeachtet und begründen ein Alleinstellungsmerkmal für die zukünftige Weiterentwicklung dieser Wissenskultur.“

Zu den beteiligten Verbundpartnern des Forschungsprojekts „ePoetics – Korpuserschließung und Visualisierung deutschsprachiger Poetiken (1770-1960) für den Algorythmic Criticism“ gehören:
Prof. Thomas Ertl, Institut für Visualisierung und Interaktive Systeme (VIS) der Universität Stuttgart, Prof. Jonas Kuhn, Institut für Maschinelle Sprachverarbeitung (IMS) der Universität Stuttgart sowie Prof. Andrea Rapp, Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft der Technischen Universität Darmstadt. Zudem bestehen Kooperationen mit den Infrastrukturen CLARIN, DRIAH und TextGrid.

Das Projekt gliedert sich in fünf Arbeitspakete, die von je einem Projektpartner verantwortet werden und teilweise parallel ablaufen, aber auch aufeinander aufbauen: Den anfänglichen Aufbau des digitalen Korpus und eines Metadatenschemas übernimmt die Computerphilologie der TU Darmstadt, die darauf folgende Korpusanalyse zur Entwicklung von Annotationswerkzeugen und deren Einbindung in die CLARIN-Infrastruktur liegt in Händen der Maschinellen Sprachverarbeitung der Uni Stuttgart, um die Visualisierung durch die Entwicklung von Visual Analytics Techniken kümmert sich das Institut für Visualisierung und Interaktive Systeme der Uni Stuttgart, während die Verbindung von hermeneutischen, sprachtechnologischen und visuellen Analysen im Rahmen des „Algorithmic Criticism“ die Literaturwissenschaft der Uni Stuttgart vornimmt. Das Projektmanagement und die Öffentlichkeitsarbeit zur Darstellung und Publizierung der Ergebnisse findet als fünftes Arbeitspaket gemeinsam unter Leitung der Literaturwissenschaft der Uni Stuttgart statt

Kontakt:
Dr. Hans-Herwig Geyer, Universität Stuttgart, Hochschulkommunikation,
Tel. 0711/685-8255, E-Mail: hans-herwig.geyer [at] hkom.uni-stuttgart.de

    

Prof. Sandra Richter stellte aus ca. 1000 in ihrem Buch „A History of Poetics“ bilbiographierten Poetiken und Ästhetiken eine repräsentative Auswahl von 20 Schriften für den digitalen Textkorpus zusammen.
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