Symposium: Wie wohnen?

Zur Wohnungsfrage in der Region Stuttgart

„Wie wohnen?“ war das Symposium überschrieben, zu dem am 10. März das Fachgebiet Orts- und Regionalplanung des Städtebau-Instituts der Universität Stuttgart in den Hospitalhof in Stuttgart geladen hatte. Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten die Veranstaltung, darunter Vertreter von Stadtverwaltungen der Region, Architektinnen und Architekten, interessierte Bürger wie auch Studierende und Mitarbeitende der Universität.

Erschwinglicher Wohnraum ist knapp
„Wie wohnen?“ war nicht nur als Frage hinsichtlich einer zeitgemäßen Architektur zu verstehen. Die Referenten aus Wissenschaft, planender Verwaltung und Wohnungswirtschaft bezogen auch die soziale Seite des Wohnungsbaus mit ein. Immer mehr Menschen zieht es in die Landeshauptstadt. Doch in Stuttgart und der Region ist Wohnraum knapp und die Stadt im Kessel verfügt nur über begrenzten Baugrund. Die große Nachfrage nach Wohnungen lasse insbesondere erschwinglichen Wohnraum immer knapper werden, erklärte Gerd Kuhn vom Institut für Architektur- und Wohnsoziologie der Universität Stuttgart.

Eldorado des sozialen Wohnungsbaus: Wien
Am Beispiel der Stadt Wien stellte der Architektur- und Stadtforscher Robert Temel eindrucksvoll vor, wie bezahlbarer Wohnraum geschaffen und auch erhalten werden kann. Knapp die Hälfte der Einwohner von Wien lebt in Wohnungen, die der Stadt selbst oder gemeinnützigen Trägern gehören. Die Mieten sind deshalb vergleichsweis günstig. Es werden sehr viele neue Wohnungen gebaut, gleichzeitig wird an den alten aber auch festgehalten.

Ohne Außenentwicklung geht es nicht
Im Verlauf des zu vielfältigen Diskussionen anregenden Symposiums wurde unter anderem aufgegriffen, dass es nur mittels Innenentwicklung in Stuttgart nicht machbar sei, genügend Wohnraum zu schaffen. Es gehe an der Realität vorbei, so die Experten, allein durch Nachverdichtung, Umnutzung und das Bebauen von innerstädtischen Brachflächen den Bedarf an Wohnraum decken zu wollen. Hierfür müsse die Außenentwicklung mit einbezogen werden. Ziel der Kommunen sollte dabei eine aktive Liegenschaftspolitik sein. Es gelte, sich Bauflächen zu sichern und somit Einfluss auf die Qualität der Entwicklung zu haben.

Architektonische und ökologische Qualität
 „Bei der Außenentwicklung muss das Verhältnis von Stadt und Landschaft neu verhandelt werden“, sagt Prof. Daniel Schönle vom Städtebau-Institut und gibt zu bedenken, dass auch heute schon bebaute Gebiete häufig mehr Biodiversität aufweisen als beispielsweise intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen. Neben der architektonischen Qualität sei folglich auch die ökologische Qualität der Projekte wichtig: also die Wohnung als solches nebst der Infrastruktur, wie auch energieeffiziente Maßnahmen, der Einsatz nachhaltiger Baustoffe und beispielsweise Dach- oder Fassadenbegrünungen. Innovative Lösungen setzen darüber hinaus auf die programmatische und soziale Durchmischung. Diese kann erreicht werden, indem verschiedene Träger, insbesondere am Gemeinwohl orientierte, bei der Grundstücksvergabe zum Zuge kommen, wie etwa Genossenschaften oder das Mietshäuser Syndikat. In Ballungszentren wie Stuttgart Wohnraum für alle zu schaffen, sei eine große Herausforderung, waren sich alle Symposiumteilnehmer einig.

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