Ende September veranstaltete der Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Organisation des Betriebswirtschaftlichen Instituts der Universität Stuttgart unter der Leitung von Prof. Birgit Renzl das Strategische Kompetenzmanagement-Symposium (SKM). Im Rahmen des Symposiums trafen sich 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa, um ihre Forschungsarbeiten rund um das Thema „Agile Organisation – Adaptive strategies, inspiring leaders & flexible structures“ vorzustellen und zu diskutieren.
Eine Führung im Mercedes-Museum am Vorabend der Konferenz inspirierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Relevanz von Agilität zu reflektieren. Sie diskutierten z.B. darüber, inwiefern sich die Anforderungen an Automobile über die Zeit geändert haben, und wie sich die Automobilhersteller hieran adaptieren konnten. So galt die Geschwindigkeit eines Automobils früher als zentrales Qualitätskriterium, wohingegen heutzutage Aspekte wie Ökologie im Vordergrund stehen.
Zum Auftakt am ersten Konferenztag verdeutlichte Prof. Birgit Renzl, dass Agilität eine zentrale Bedeutung für Organisationen hat, jedoch nur wenige Organisationen als agil eingestuft werden. So zeigt beispielsweise eine Studie des Beratungshauses McKinsey, dass nur 12 Prozent der untersuchten Organisationen als agil – definiert als zugleich schnell und stabil – klassifiziert wurden. Dr. Simone Rehm, Prorektorin für Informationstechnologie an der Universität Stuttgart, betonte in ihrem Grußwort, dass die Thematik nicht nur für die Industrie, sondern auch für die Universität Stuttgart relevant sei.
Dass Agilität und Geschwindigkeit nicht nur positive Seiten aufweisen, beschrieb Prof. Claus Rerup von der Frankfurt School of Finance and Management in seinem Vortrag „Dark Side of Agility“. Er referierte darüber, dass auch „Langsamkeit“ zentrale Vorteile aufweist. Vorteile der Langsamkeit lägen beispielsweise in den besseren Möglichkeiten zur Reflektion über das eigene Handeln und damit einer höheren Qualität von Entscheidungen sowie der Reduktion von Stress. In insgesamt 36 Vorträgen betrachteten die Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer das Thema Agilität aus unterschiedlichsten Blickwinkeln, wie beispielsweise Strategie, Leadership, Kognition, Produktentwicklung, Humanressourcen und Ambidextrie (i.e., die Fähigkeit zur simultanen Ausübung von explorativen und exploitativen Tätigkeiten) beleuchtet wurde.
In den Räumlichkeiten von GFT Technologies diskutierten Dr. Julia Duwe, Head of R&D Production Platforms sowie Chief Agile Manager bei der TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG, Oliver Frei, Kaufmännischer Direktor im Homburger Bosch-Dieselwerk, Patrick Fraser, Manager Technical Product Support Vans bei der Daimler AG und nun Product Owner des Projekts “Game Changer Swarm Organization” bei der Daimler AG und Prof. Michael Resch, Direktor des Höchstleistungsrechenzentrums an der Universität Stuttgart, über die Herausforderungen und Chancen von Agilität. Eine zentrale Einsicht war, dass sich Unternehmen einem immer zunehmenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt sehen und daher schnell sein müssen, dass intelligentes Entscheiden jedoch nicht der Schnelligkeit zum Opfer fallen darf. Obwohl Diskutanten die Komplexität der Bewältigung dieser Herausforderungen betonten, wurde auch deutlich, dass sich die vertretenen Unternehmen gut für die Zukunft gewappnet sehen.
Ein Höhepunkt des zweiten Konferenztags war neben den vielfältigen Paperpräsentationen die Keynote von Prof. Christian Stadler von der Warwick Business School, UK. Unter dem Thema „Open Strategy“ zeigte er auf, wie Organisationen Strategieprozesse nach außen öffnen können und sich somit an ihre Umwelt anpassen können. Das Symposium war nicht nur ein Schritt hin zu einem besseren Verständnis der praktischen und theoretischen Herausforderungen und Chancen in der Transformation zu agilen Organisationen, sondern lieferte auch Inspirationen für weitere Entwicklungsmöglichkeiten und offene Fragen.