Finanzieller Schub für elektrischen Antrieb

Stuttgarter Startup eMovements bekommt 500.000 Euro für E-Rollator-Projekt

Der motorisierte Rollator ello ist eine Stuttgarter Erfindung. Dank großer Förderungssumme kann das Startup die ersten Exemplare in einer Kleinserie bauen.
[Foto: eMovements GmbH]

Der Bedarf ist groß, die Idee ist einzigartig: Dass das auf ello zutrifft, fanden nicht nur seine begeisterten Erfinder im Startup eMovements. ello ist ein intelligenter Rollator mit einem elektrischen Antrieb und automatischer Bremse. Auch ein Investor und eine Crowdfunding-Initiative fanden das Konzept genial. Ein Business Angel beteiligte sich an dem Jungunternehmen mit einer Förderung von einer halben Million Euro. Die erste Serie mit 25 ellos geht diesen Sommer in Produktion.

Das Gründerteam mit ihrem ello: Benjamin Rudolph, Max Kessler, Matthias Geertsema (v.l.n.r.)
Das Gründerteam mit ihrem ello: Benjamin Rudolph, Max Kessler, Matthias Geertsema (v.l.n.r.)

Bergauf ziehen, bergab bremsen

Fußgänger kennen das: Gewisse Strecken bergauf sind kein Problem. Doch es ist anstrengender, als auf einer Ebene zu gehen. Noch schwerer wird es, wenn sie Gegenstände mit gewissem Gewicht – etwa eine Schubkarre oder ein Rasenmäher – mit Muskelkraft hinaufschieben. Wer auf einen Rollator angewiesen ist, nutzt diesen eigentlich als Unterstützung. Bergauf stört das Eigengewicht der Gehhilfe.

Ein Elektromotor im Rollator ermöglicht es, die Strecken auf- und abwärts zu gehen, ohne ihn auch noch schieben zu müssen. Bergauf zieht das Gerät, bergab bremst es. Das ist der Kern der Erfindung von eMovements. Sie ist damit eine Antwort auf drei Trends: Mobilität, demographischer Wandel und Drang zur Individualität.

Seit dem ersten Prototypen ging ello, der anfangs noch eBuddy hieß, einige Entwicklungsschritte. Vom rein funktionalen Testgerät mit Motor und Tablet bis hin zum schlanken, optisch ansprechenden Rollator ist viel geschehen. Bei den regelmäßigen Besuchen auf Rollator-Messen meldeten Testpersonen etwa direkt zurück, dass sie zur Steuerung keinen Tablet-Computer benutzen würden. ello lässt sich nun intuitiv über die Handknäufe steuern, er passt sich dem Nutzungsverhalten an.

Der Flur im Startup-Gebäude der TTI GmbH.
Als Transfer- und Gründerunternehmung (TGU) bei der TTI GmbH fing eMovements an (im Bild das Foyer des Technologiezentrums in Vaihingen). Mittlerweile ist die nun selbstständige GmbH in die Schwabstraße umgezogen.

Von Anfang an gut aufgestellt

Bereits während ihres Studiums an der Universität Stuttgart hatten der Ingenieur Matthias Geertsema und der Mechatroniker Max Kessler ihre Expertisen zusammen genommen und an ersten Entwürfen gefeilt. Um aus dem Entwurf ein Produkt zu machen, fanden sie den Betriebswirtschaftler und jetzigen Geschäftsführer Benjamin Rudolph über ein Speed-Dating für Gründer.

Die ersten Schritte mit dem Rollator unterstützte und begleitete die Technologie-Transfer-Initiative TTI GmbH. Sie hilft Startups von Studierenden und Ehemaligen der Universität Stuttgart in Form von Beratung beim Konzipieren, bei der Finanzierung, in Rechtsfragen und für den Markteintritt. So kam eMovements an Finanzspritzen der bundesweiten Förderung für Existenzgründer, exist, sowie des Programms Junge Innovatoren. Als Transfer- und Gründerunternehmung hatte eMovements auch eine Rechtsform im Rahmen der TTI GmbH.

Gut zu wissen

Aktuell werden bis zum 7.8.2017 wieder Bewerbungen für „Junge Innovatoren“ entgegen genommen - das Förderprogramm, das eMovements auch erhalten hat. Die TTI GmbH unterstützt bei der Antragsstellung.

„Wir sind der starken Überzeugung, dass gegenwärtig eine gute Zeit ist, zu gründen.“

Daniel Rottinger, Pressesprecher eMovements

Kein Einzelfall

„Am Erfolg von eMovements zeigt sich, dass mit den Unterstützungsmaßnahmen der Universität Stuttgart ein erfolgreicher Technologietransfer durchgeführt werden kann“, sagt der Mentor von eMovements, Prof. Bernd Bertsche, Leiter des Instituts für Maschinenelemente der Universität und einer der Geschäftsführer der TTI GmbH. In seinem großen Erfolg ist das Unternehmen sicherlich eine Besonderheit, mit seiner Geschichte allerdings kein Einzelfall.

Gerade die technischen Entwicklungen vereinfachen den Bau von Prototypen: günstige Entwicklerboards wie Arduino ließen schnell und ohne teure Eigenentwicklungen erste Ideen umsetzen und testen, berichtet der eMovements-Pressesprecher Daniel Rottinger. Auch der 3D-Druck und Microcontroller wie Raspberry PI tragen dazu bei, dass mit wenig Zeit- und Kostenaufwand fertige Bauteile und Anwendungen entstehen.

„Wir sind der starken Überzeugung, dass gegenwärtig eine gute Zeit ist, zu gründen“, sagt Rottinger auch im Blick auf Studierende, die sich mit dem Gedanken tragen, ihre Erfindungen selbst auf den Markt zu bringen. Um Startup-Luft zu schnuppern, könnten Interessierte bei eMovements als Werkstudenten oder in einem Praktikum Einblicke gewinnen.

Der Rollator ello in Benutzung.
Der Rollator ello in Benutzung.

Unterwegs auf den Markt

Mit den Fördermitteln konnte eMovements den Weg weiter beschreiten und ist mittlerweile eine GmbH. Als exist auslief, initiierte Rudolph 2016 eine Crowdinvesting-Kampagne, bei der über 250.000 Euro eingeworben wurden. Der Einstieg des Business Angels folgte in diesem Jahr. Mit den weiteren 500.000 Euro hat das Stuttgarter Startup nun das Kapital, um gut gesichert in die erste Kleinserie zu gehen.

Das Grundgestell bekommt eMovements geliefert, die Endproduktion findet in Stuttgart statt. Etwa 2500 Euro wird ein ello kosten, die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer sollen ihn über Sanitätshäuser beziehen können.

Gegenwärtig ziehen die Mitarbeiter in eigene zentrale Büroräume in der Schwabstraße um. Aus 16 Personen besteht das Team, darunter sind acht Vollzeitkräfte. Gemeinsam arbeiten sie daran, dass die Kleinserie auf den Markt kommt.

Daniel Rottinger, eMovements GmbH, T +49 711 6648 7347, E-Mail

Team der TTI GmbH zur Gründungsberatung

Die Funktionen des E-Rollators ello im Überblick.
Die Funktionen des E-Rollators ello im Überblick.
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