Nachruf auf Prof. Klaus Linkwitz

Von Prof. Volker Schwieger, Direktor des Instituts für Ingenieurgeodäsie.

Am 11.06.2017 kurz vor seinem 90. Geburtstag verstarb Prof. Dr.-Ing. Dr.sc.techn.h.c. Dr.h.c. Klaus Linkwitz, ehemaliger Direktor des Instituts für Anwendungen der Geodäsie im Bauwesen (IAGB), jetzt Institut für Ingenieurgeodäsie, der Universität Stuttgart.

Klaus Linkwitz wurde in Bad Oeynhausen geboren und hat nach Schulzeit, Militärdienst als Luftwaffenhelfer, Gefangenschaft und Praktikantenzeit 1948 das Studium der Geodäsie in Stuttgart und München aufgenommen. Seit 1953 arbeitete er in der Praxis bei zahlreichen Ingenieurprojekten und Vermessungsexpeditionen vor allem in Zentralasien - zu dieser Zeit ausgesprochene Pionierleistungen. Sein Schwerpunkt lag dabei in Afghanistan, wo er als Projektleiter im Straßen- und Tunnelbau tätig war.

1960 wurde Herr Linkwitz mit seiner Dissertation zum Thema “Fehlertheorie und Ausgleichung von Streckennetzen nach der Theorie elastischer Systeme” promoviert. 1964 wurde er zum ordentlichen Professor und Direktor des IAGB an der damaligen TH, nun Universität Stuttgart berufen. Über 31 Jahre lang nahm er diese Stellung wahr und führte das Institut mit seinen Arbeiten zur Ingenieurgeodäsie, Photogrammetrie, Ausgleichungsrechnung und Sonderanwendungen im Bauwesen zu weltweitem Ansehen.

Klaus Linkwitz war mit dem Institut an den Planungen für die Olympischen Dächer München 1972 maßgeblich beteiligt, wobei er neue Methoden zu deren rechnerischer Formfindung und Analyse entwickelte: die so genannte Kraftdichte-Methode. Diese Methoden konnte er im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 64 „Weitgespannte Flächentragwerke“ zu praktikablen Verfahren weiterentwickeln. Kooperationspartner in diesem SFB waren neben Frei Otto die Kollegen Fritz Leonhardt, Jürgen Joedicke, John H. Argyris, Jörg Schlaich, Gallus Rehm und andere. Im Sonderforschungsbereich 230 „Natürliche Konstruktionen“, der an den SFB 64 anknüpfte, waren die Kooperationen mit anderen Disziplinen noch breiter gefächert. Für die Geodäsie in Stuttgart hat Klaus Linkwitz große Verdienste erworben, da er von 1984 bis 1995 den Sonderforschungsbereich 228 „Hochgenaue Navigation – Integration geodätischer und navigatorischer Methoden“ initiierte. Als Sprecher hat Klaus Linkwitz diesen SFB, an dem neben den Geodäten-Kollegen Ackermann, Grafarend und Hartl mit den Kollegen Gilles, Mehring, Sorg und Tiziani Vertreter der Fakultäten Physik, Maschinenwesen und Verfahrenstechnik beteiligt waren, dank seiner integrierenden Wirkung zu großem Erfolg geführt. Durch seine Arbeiten innerhalb der SFBs konnte Klaus Linkwitz der Geodäsie eine interdisziplinäre nationale und internationale Bedeutung verleihen.

Neben seinem Engagement in der Wissenschaft suchte es stets die Verbindung zur Praxis - eine Eigenschaft, die ihn besonders auszeichnete und auch hohes Ansehen einbrachte. Ebenso scheute er die Mühen zum Aufbau von Verbindungen zu Fachkollegen im Ausland nicht. Zwei Ehrenpromotionen (ETH Zürich und TU Donetsk/Ukraine) belegen das vielfältige Engagement. Mit der Klarheit seiner Sprache und der Eleganz seiner Argumentation konnte Prof. Linkwitz in den zahlreichen Gremien und Arbeitsfeldern, in denen er vertreten war, stets überzeugen. So hat er innerhalb der Universität in vielen Gremien gewirkt; zum Beispiel insgesamt 9 Jahre als Mitglied des Senates. Außerhalb der Universität ist vor allem der Vorsitz der Deutschen Geodätischen Kommission (DGK) von 1980-1987 zu erwähnen.

Klaus Linkwitz wurde 1996 emeritiert. Er hielt auch als Emeritus Vorlesungen auf dem Gebiet der Formfindung von Flächentragwerken an der Universität Stuttgart und war in vielen Ländern zu Gastvorträgen unterwegs.

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