Wie kann der Übergang von Schule zu Hochschule und die Studieneingangsphase inhaltlich und strukturell gestaltet werden? Zu diesem Thema organisierte das MINT-Kolleg Baden-Württemberg am 20. und 21. März eine Tagung. Rund 400 Interessierte von Hochschulen, Schulen und Verbänden aus ganz Deutschland tauschten Erfahrungen aus und erhielten Impulse für ihre Arbeit.
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, die Schirmherrin der Tagung, betont in ihrem Grußwort, wie wichtig die Phase des Studienbeginns ist: „Sie ist die Schwelle, die über den künftigen Studienerfolg entscheidet.“ Und Studienerfolg sei unerlässlich für unsere sich schnell ändernde Welt: „Wir brauchen junge Menschen, die gebildet die Hochschule verlassen.“
Die Ausgangslage der Studieneingangsphase ist bundesweit sehr ähnlich. Die Studienabbrecher-Quote sei hoch, besonders in den MINT-Fächern, so Prof. Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, in seinem Keynote-Vortrag. „Diese gelten schon in der Schule als schwer und unattraktiv.“ Eine weitere Herausforderung in der Studieneingangsphase sei die zunehmende Heterogenität der Studieninteressierten.
Diskussion über Erfolgsfaktoren
„Die Tagung bietet eine Plattform für den Dialog über Erfolgsfaktoren und Best-Practice-Modelle“, erklärt Dr. Claudia Goll, Direktorin des MINT-Kollegs Baden-Württemberg. „Die Vernetzung und der Erfahrungsaustausch der Akteure aus Hochschul- und Bildungseinrichtungen in Deutschland setzen Impulse für die Weiterentwicklung von Konzepten und Programmen der Studieneingangsphase“, erklärt Dr. Claudia Goll, Direktorin des MINT-Kollegs Baden-Württemberg.
Vorträge, Workshops und Postersession
Wie mit den Herausforderungen in der Studieneingangsphase umgegangen werden kann, zeigten die mehr als 50 Vorträge und Workshops. Vorgestellt werden zum Beispiel der entschleunigte Studienverlauf im Studiengang Bauingenieurwesen der Universität Stuttgart, das Studienorientierungsprogramm „MINTgrün“ der Technischen Universität Berlin und Wirksamkeitsmessungen hochschulübergreifender Projekte in Hessen. Darüber hinaus präsentierten viele unterschiedliche Projekte ihre verschiedenen Modelle und Ansätze in einer Postersession.
Welche Bedingungen sind für einen gelingenden Studienstart notwendig? Im Rahmen eines moderierten Dialogs sprachen Prof. Thomas Zwick, Karlsruher Instituts für Technologie, und Prof. Frank Allgöwer von der Universität Stuttgart über Anforderungen an die Lehre, die Motivation von Studienanfängerinnen und -studienanfängern und die Notwendigkeit der Erhöhung des Frauenanteils in den MINT-Studiengängen.
Forschendes Lernen
Prof. Gabi Reinmann, Leiterin des Hamburger Zentrums für Universitäres Lehren und Lernen, plädiert für eine forschungsorientierte Studieneingangsphase: „Studierende direkt mit dem Forschen beginnen zu lassen, hat viele Vorteile. Sie erlernen früh die richtigen Techniken und erhalten oft einen Motivationsschub, wodurch es letztlich weniger Studienabbrecher gibt.“
Zusammenarbeit zwischen Schulen und Hochschulen
Prof. Klaus Dürrschnabel von der Hochschule Karlsruhe stellt die Arbeitsgruppe Cooperation Schule-Hochschule (COSH) vor, die sich für eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Schulen und Hochschulen des Landes Baden-Württemberg einsetzt. Ein Erfolg des Projekts ist ein Katalog mit Mindestanforderungen und exemplarischen Aufgaben für die Fächer Wirtschaft, Mathematik, Informatik sowie Naturwissenschaften und Technik, der bundesweit positive Reaktionen hervorrief. „Zwischen der Schule und der Hochschule befindet sich derzeit eine hohe Stufe. Diese Stufe sollte zu einer Rampe werden, wobei die Lehrer ihre Schüler ein Stück weit nach oben begleiten und die Hochschullehrenden den Interessierten entgegenkommen“, erklärt Dürrschnabel.
Impulse für die Arbeit in den Projekten
„Ich habe viele Ansätze und Ideen sammeln können, die ich mit an die Hochschule Albstadt-Sigmaringen nehme“, sagt Noémie Kleemann, Projektmitarbeiterin für das vom Land Baden-Württemberg geförderter Projekt „Strukturmodelle in der Studieneingangsphase“, am Ende der Tagung. Und Stefanie Hillesheim, Mitarbeiterin am Zentrum für kooperatives Lehren und Lernen der Technische Hochschule Mittelhessen betont: „Besonders der Austausch von Erfahrungswerten war sehr hilfreich für mich.“
„Wie groß der Bedarf an Austausch zum Thema Studieneingangsphase ist, zeigt auch die hohe Teilnehmerzahl“, so der stellvertretende Leiter des MINT-Kollegs an der Universität Stuttgart, Dr. Norbert Röhrl. Die Projekte sind sehr vielfältig. Während einige Modelle auf eine fachliche Unterstützung und Qualifizierung der Studierenden abzielen, setzen andere einen Schwerpunkt bei der Orientierung und Fragen zur Studiengangwahl. „Wir haben wichtige Impulse für unsere Arbeit erhalten“, erklärt Röhrl.
Über das MINT-Kolleg
Das MINT-Kolleg Baden-Württemberg ist eine gemeinsame Einrichtung der Universität Stuttgart und des Karlsruher Instituts für Technologie. Es zählt bundesweit zu den größten Einrichtungen mit umfangreichen Kursangeboten zur Studieneingangsphase. Gefördert wird das MINT-Kolleg im Programm „Strukturmodelle in der Studieneingangsphase" vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg sowie im Qualitätspakt Lehre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.