Die Universität Stuttgart bietet Frauen auf allen Qualifikationsstufen im Wissenschaftsbereich passgenaue Mentoring-Programme: An Studentinnen richtet sich StartScience, FeelScience heißt das Mentoring für Doktorandinnen und BeScience ist das Netzwerk für Professorinnen. Mit DoScience, das hochqualifizierte weibliche Postdocs der Universität Stuttgart als Zielgruppe in den Fokus nimmt, ist das Life-Cycle Konzept nun komplett. Dieser Baustein startete vor zwei Jahren. Die Pilotphase endete nach Abschluss der ersten Runde erfolgreich.
Wir haben mit dem Mentoring-Programm ein effektives Instrument der Karriereförderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen geschaffen. Dies ist von großer Bedeutung, da Frauen in den verschiedenen Qualifikationsgruppen – teilweise deutlich – unterrepräsentiert sind.
Prof. Dr. Nicole Radde, Gleichstellungsbeauftragte der Universität und Professorin für Systemtheorie in der Systembiologie beim Exzellenzcluster SimTech
„Mit DoScience fördern wir eine aktive und individuelle Karriereplanung der weiblichen Postdocs und bereiten gezielt auf Führungsaufgaben vor“, erklärt Regina Rapp, die Leiterin der Mentoring-Programme. Die Teilnehmerinnen bilden Powerteams und Tandembeziehungen zu Mentorinnen und Mentoren. Diese sind Professorinnen und Professoren der Universität Stuttgart oder anderen wissenschaftlichen Einrichtungen und Hochschulen. Das Programm beinhaltet auch weitere Angebote wie Kaminabende mit ScienceTalks, ein Berufungstraining und Einzelcoachings.
Bei DoScience haben in der ersten Runde 15 Nachwuchswissenschaftlerinnen teilgenommen. „Die Teilnehmerinnen treffen sich immer noch, auch über das eigentliche Programm hinaus“, freut sich Regina Rapp, „vor allem das kollegiale Coaching haben die jungen Frauen sehr geschätzt und wenden diese Methode weiterhin an. Schön findet Rapp auch, dass das Programm Menschen aus ganz verschiedenen Fachbereichen zusammenbringt.
Zwei Teilnehmerinnen der Pilotrunde von DoScience, Dr. Gianina Iordachioaia und Dr. Magdalena Speicher, berichten von ihren Erfahrungen:
Dr. Gianina Iordachioaia hat in Bukarest rumänische und englische Sprach- und Literaturwissenschaft studiert und in Tübingen im Fach Allgemeine Sprachwissenschaft promoviert. Die 41-Jährige ist zur Zeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Linguistik/Anglistik und hat kürzlich das DFG-Projekt Zero-derived Nouns mit eigener Stelle bewilligt bekommen. In den nächsten drei Jahren kann sie an ihrem eigenen Forschungsthema als Projektleiterin und Mitarbeiterin arbeiten, worauf sie sich sehr freut.
Meine Gründe, das Mentoring-Programm zu besuchen, waren ziemlich pragmatisch. Mir ist klar geworden, dass eine lange Publikationsliste alleine nicht reicht, sondern dass es verschiedene andere Aspekte gibt, die für eine Berufung mindestens genauso wichtig sind. Erst habe ich noch gezögert, ob ich für das Programm meine kostbare Forschungszeit opfern soll. Doch es hat mir sehr viel gebracht, über Aspekte wie wissenschaftliche Unabhängigkeit, Networking, Führungskompetenzen, Kommunikation und Selbstmarketing Neues zu lernen. Jetzt, zwei Jahre später, kann ich sagen: Das einzige, was ich bedauere, ist, dass ich so ein Programm nicht gleich nach meiner Promotion besuchen konnte. Das Programm hat mich sehr motiviert.
Für mich war wichtig, dass man sich in dieser Zeit wirklich intensiv mit diesen Themen beschäftigt und dies nicht auf unbestimmte Zeit verschiebt. Wir haben uns regelmäßig alle zwei Monate als interdisziplinäre PowerTeams mit Kolleginnen aus verschiedenen Fächern getroffen und zum Bespiel über Strategien für unsere zukünftigen Karrieren und Konflikte bei der Arbeit diskutiert. Sehr interessant fand ich festzustellen, wie ähnlich unsere Leben als Wissenschaftlerinnen eigentlich sind, unabhängig von den individuellen Fächern. Von großer Bedeutung waren auch das individuelle Coaching und die Beziehung zu meiner Mentorin sowie die sehr guten thematischen Workshops.
Dr.-Ing. Magdalena Speicher ist Leiterin des Referates Elektronenmikroskopie und Metallographie an der MPA. Die 43-Jährige hat zunächst Werkstofftechnik an der Technischen Universität in Stettin (Polen) studiert und an der Universität Stuttgart über das Thema „Hochtemperaturbruchmechanik“ promoviert.
Sehr gut fand ich vor allem die Möglichkeit des Austausches mit anderen Teilnehmerinnen des Programms im Rahmen unserer regelmäßigen Treffen in den PowerTeams. Da die Gruppe fachlich sehr differenziert ist, konnten und können wir in unseren vielen offenen Gesprächen und Diskussionen die Meinungen und Ratschläge aber auch Problemlösungen aus einer ganz anderen Perspektive erfahren. Auch die zahlreichen Seminare waren für mich sehr hilfreich und wertvoll.
Das Programm hat mir gezeigt, wie wichtig Netzwerken ist. Darüber hinaus kann ich viele neue Techniken unter anderem zu den Themen Kommunikation oder Feedback in meinem beruflichen Umfeld umsetzen. Besonders freut mich, dass ich so viele tolle PowerFrauen kennengelernt habe. DoScience hat mich weiter gebracht.
Die ehemaligen Teilnehmerinnen können gemeinsam mit den Teilnehmerinnen der aktuellen Runde die programmübergreifende Netzwerkplattform nutzen. Hier findet zum Beispiel einmal pro Semester eine MentoringLounge mit spannenden Vorträgen und anschließendem get-together statt, zu der neben den Mentoring-Aktiven auch die Alumnae und Alumni eingeladen werden. Insgesamt sind aktuell rund 150 Personen in allen vier Programmen aktiv. Der Ehemaligen-Pool umfasst zusätzlich mehrere hundert Personen. Mittlerweile sind zahlreiche Mentees der ersten Stunde selbst als Mentorin aktiv.
Im Frühjahr 2019 startet eine neue Runde von DoScience. Interessierte Wissenschaftlerinnen können sich bereits heute bei Regina Rapp melden.