Doktorandin als Kultur- und Kreativpilot 2019 ausgezeichnet

Die Stuttgarter Architektin Aline Viola Otte hat eine mobile Kletterwand unter der Paulinenbrücke in Stuttgart konzipiert und dafür eine Auszeichnung von der Bundesregierung erhalten. Das sogenannte „BoulderBlöckle“ entstand aus ihrer Forschung an der Universität Stuttgart.

Aline Viola Otte ist ein Naturmensch und eine leidenschaftliche Kletterin. Seit mehr als zehn Jahren klettert sie in ihrer Freizeit. „Beim Klettern oder Bouldern lernt man viele Leute kennen, es sprengt soziale Schichten und jeder lernt von jedem“, sagt die Architektin. Ihr Hobby hat sie mit ihrer Forschung und Lehre an der Universität Stuttgart verknüpft. Daraus entstand das Projekt BoulderBlöckle – eine mobile Kletterwand mit einer Grundfläche von rund 50 Quadratmetern. Sie steht auf dem ehemaligen Parkplatz unter der Paulinenbrücke in der Stuttgarter Innenstadt. Mit 35° Grad Überhang und maximal drei Metern Kletterhöhe eignet sich das Boulderelement für ein breites Publikum.

Aline Viola Otte (li) erhält die Auszeichnung Kultur- und Kreativpilot 2019 in Berlin.

Mit dem Projekt will die Doktorandin der Universität Stuttgart der Öffentlichkeit einen freien Zugang zum Klettersport ermöglichen und dadurch Gemeinschaft schaffen und attraktive Strukturen vor Ort errichten. „Der Bouldersport in seiner kommerziellen Form benötigt große Flächen, deshalb sind Kletterhallen meistens außerhalb der Städte. Das BoulderBlöckle hingegen bringt die Sportart direkt ins Zentrum.“ Für diese Idee hat sie die Bundesregierung in der vergangenen Woche mit dem Titel „Kultur- und Kreativpiloten Deutschland 2019“ ausgezeichnet. Mit dem Titel werden jedes Jahr 32 Gründerinnen und Gründer oder Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft ausgezeichnet, die Mut beweisen, Engagement zeigen und sich fragen, was noch verbessert werden kann.

Bouldern ist eine Form des Kletterns, bei der ohne Gurt und Seil in Absprunghöhe geklettert wird.

„Ich freue mich sehr über die Auszeichnung und möchte den damit verbundenen Zugang zu einem großen Netzwerk nutzen, um Investoren und Interessierten meine Idee zu erklären“, sagt Otte. Schon jetzt ist sie mit anderen Städten und Gemeinden im Gespräch, die Ottes Raumgestaltungs-Projekt als ein Vorbild sehen.

Das BoulderBlöckle steht unter der Paulinenbrücke in der Stuttgarter Innenstadt.

Die gebürtige Ulmerin hat von 2004 bis 2009 Architektur an der Universität Stuttgart studiert und danach rund sechs Jahre als Akademische Mitarbeiterin am Institut für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (IGmA) gelehrt. Dabei hat sie sich viel mit der Schnittstelle von Architektur und Natur beschäftigt: „Ich habe mich immer am Rand der Architektur bewegt. Am IGmA war dieses kreative Denken möglich.“ Mit den Studierenden untersuchte sie zum Beispiel das Bauen in alpinen oder naturgeschützten Räumen.

Ich habe mich immer am Rand der Architektur bewegt.

Aline Viola Otte

Zusätzlich zu den Themen Architektur und Natur betrachtet Otte auch den Aspekt des Körperlichen: „Mich interessiert, wie ich über den Körper den Raum erfahre.“ In welcher Weise die körperliche Raumerfahrung einen wertvollen Zugang zur Architektur darstellt, erforscht sie in ihrem laufenden Dissertationsprojekt zur räumlichen Dimension des Trendsports Bouldern.

Das BoulderBlöckle in Stuttgart ist seit Mai 2019 aufgebaut und als temporäres Projekt gedacht. „Es wird sehr gut und von einer recht heterogenen Gruppe angenommen. Im Sommer kam beispielsweise regelmäßig ein Lehrer mit seinen Schülerinnen und Schülern zum Bouldern“, sagt Otte. Wie lange es vor Ort stehen bleibt, ist noch offen. 

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