Engagement für den Wettbewerb Jugend forscht

Der Physiker Dr. Marc Scheffler ist Sprecher der Bundesjury bei dem renommierten Wettbewerb zur Talentförderung von Jugendlichen. Weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität sind auf verschiedenen Ebenen des Wettbewerbs beteiligt.

Den Wettbewerb Jugend forscht gibt es seit über 50 Jahren. Er findet auf Regional- Landes- und Bundesebene statt. An Schülerinnen und Schüler bis 14 richtet sich die Juniorsparte „Schüler experimentieren“. Die Teilnehmenden treten in den Fachgebieten Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik und Technik an. Die diesjährige Wettbewerbsrunde verzeichnet insgesamt 12.150 Teilnehmende, davon knapp 40 Prozent weiblich. Vom 16. bis 19. Mai präsentieren die hiervon 190 besten Schülerinnen und Schüler ihre Arbeiten an einzelnen Ständen beim Bundeswettbewerb in Chemnitz und stellen sich der Jury. Sie treten meist in Gruppen zu zweit oder dritt an.

Dr. Marc Scheffler (dritter von rechts) mit der Physik Bundesjury bei einen Interview.
Dr. Marc Scheffler (dritter von rechts) mit der Physik Bundesjury bei einen Interview.

Teil des Wettbewerbs ist die Abgabe einer schriftlichen Arbeit, in der die Teams ihr Thema darstellen. Die 16 Arbeiten aus dem Bereich Physik liegen zur Zeit auf dem Schreibtisch von Dr. Marc Scheffler. Er ist akademischer Oberrat am 1. Physikalischen Institut der Universität Stuttgart und seit 2014 Juror beim Bundeswettbewerb. Seit letztem Jahr ist er Sprecher der Bundesjury, zudem sitzt er im Kuratorium der Stiftung Jugend forscht. „Die schriftlichen Arbeiten sind aufgebaut wie eine kleine Bachelorarbeit, die Teilnehmer haben meist ein halbes oder ganzes Jahr an einer selbstgestellten Fragestellung gearbeitet“, erklärt Scheffler. Er prüft, ob alles korrekt ist und bezieht dazu manchmal auch Kollegen ein, die sich mit den jeweiligen Themengebieten beschäftigen.

Jury begutachtet Präsentationen

Als Mitglied einer vierköpfigen Jury nimmt Marc Scheffler auch an den Rundgängen von Stand zu Stand teil und begutachtet diese. Die Teilnehmenden haben fünf Minuten Zeit ihr Thema vorzustellen, anschließend müssen sie sich 20 Minuten lang den Fragen der Juroren stellen. Für die Juroren sei es manchmal schwierig herauszufinden, welchen Anteil die Teilnehmer selbst bearbeitet haben oder wo mehrheitlich Eltern, Lehrer, betreuende Firmen oder andere Einrichtungen beteiligt waren. Spätestens bei den Antworten der Schülerinnen und Schüler werde dann aber deutlich, wie tiefgreifend das Thema verstanden wurde, so Scheffler. Dies bestätigt auch der Chemiker Dr. Klaus Dirnberger vom Institut für Polymerchemie. Er ist seit 2017 Juror beim  baden-württembergischen Landeswettbewerb von Jugend forscht. Gleichzeitig betonen beide, wie wichtig das Engagement von Lehrkräften, Betreuern und Eltern sei, um die Schüler zu motivieren, beim Wettbewerb teilzunehmen und sie zu unterstützen. Von besonderer Bedeutung sind auch die seit rund zehn Jahren vermehrt bestehenden Schülerforschungszentren. Sie sind aus der Idee entstanden, ein Forum für MINT-Interessierte Schülerinnen und Schüler zu schaffen, vergleichbar mit Sportvereinen oder Musikschulen für entsprechend interessierte Jugendliche.

Qualität der Beiträge ist sehr gut

Die Präsentationen werden immer professioneller und die Qualität der Beiträge ist sehr gut, bestätigen Scheffler und Dirnberger. „Manchmal entsteht aus den Arbeiten sogar eine Patentanmeldung. Vor allem bei den Bereichen Technik und Arbeitswelt kommt man oft ins Staunen, was da abgeliefert wird. Es sind echt pfiffige Leute dabei!“ ist Dirnberger beeindruckt.

Universität unterstützt Teilnehmer auf vielfältige Weise

Dr. Klaus Dirnberger hat als Hochschulvertreter in der Jury auch schon die Regionalwettbewerbe von Schüler experimentieren betreut. Die Jurys setzen sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern von Schulen, von Hochschulen und von der Industrie. An der Universität Stuttgart gibt es rund zehn Jurorinnen und Juroren, die sich auf den verschiedenen Wettbewerbsebenen von Jugend forscht ehrenamtlich engagieren, darunter Doktoranden, wissenschaftliche Mitarbeiter und Professorinnen und Professoren. Darüber hinaus bietet die Universität Unterstützung, wenn teilnehmende Schüler fragen, ob sie Geräte für Experimente nutzen dürfen oder Experten befragen möchten. Auch beim Tag der Wissenschaft ist Jugend forscht mit einem Stand vertreten. Hier präsentieren Schülerinnen und Schüler ihre Beiträge vom Wettbewerb.

Das ist genau die Zielgruppe, die wir als Studierende haben möchten.

Dr. Klaus Dirnberger

Den baden-württembergischen Landeswettbewerb nutzt die Universität zudem, um sich selbst zu präsentieren. Im Rahmenprogramm ist eine Führung in der Chemie und der Physik enthalten. „Schließlich ist das die Zielgruppe, die wir gerne als Studierende haben möchten. Wir machen eine Laborführung, erläutern unsere Forschungsthemen und zeigen unsere Großgeräte – die Schülerinnen und Schüler sind begeistert“, berichtet Dirnberger. Die Fakultät Chemie vergibt sogar einen Sonderpreis in Form eines dreitägigen Praktikums. Das findet an verschiedenen Instituten der Fakultät Chemie statt, abhängig auch vom Thema der Arbeit. Die Jugendlichen dürfen dabei ihr Thema vor der jeweiligen Arbeitsgruppe vorstellen.

Standpräsentationen der Schülerinnen und Schüler, mit denen sie ihr Arbeitsthema der Jury präsentieren.

Verlockende Preise und Treffen von Gleichgesinnten

„Wir verleihen nicht nur Preise, sondern geben den teilnehmenden Teams auch Rückmeldung darüber, was gut war und wo noch was zu verbessern ist. Auch das Siegerteam bekommt Tipps, so dass es sich für den Bundeswettbewerb noch besser vorbereiten kann“, erläutert Dirnberger, dem die Arbeit für Jugend forscht viel Spaß macht. 

Neben vorderen Plätzen gibt es noch zahlreiche Sonderpreise von Firmen und Einrichtungen, beim Bundeswettbewerb auch von der Bundeskanzlerin. Sehr begehrt sei der Preis, an der Nobelpreisverleihung teilnehmen zu können, erklärt Scheffler. Doch bei den Wettbewerben gehe es den Teilnehmenden nicht nur darum, Preise zu gewinnen. Sie freuen sich, Gleichgesinnte zu treffen, lernen die Patenfirmen und Forscherinnen und Forscher kennen. Es sei ein tolles Erlebnis für sie. Marc Scheffler war vor 25 Jahren selbst Bundessieger beim Wettbewerb Jugend forscht. Nicht nur das hat ihn bewogen, Juror zu werden: „Es ist inspirierend bei dem Wettbewerb dabei zu sein, junge Leute zu motivieren. Man erlebt Überraschendes, vor allem die Herangehensweise, mit welch wenigen Mitteln die Schülerinnen und Schüler etwas nachweisen oder die Art, wie sie etwas präsentieren. Wir können ihnen das Selbstvertrauen geben, weiter zu machen und an der Wissenschaft dran zu bleiben“

Jugend forscht

„Sputnik-Schock“ und  Bildungskritik motivierten 1965 den damaligen stern-Chefredakteur Henri Nannen, eine gesellschaftlich breit angelegte Initiative zu starten, um den qualifizierten Nachwuchs an jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Bundesrepublik Deutschland zu fördern. Das Vorbild dazu kam aus den USA, dort gab es die „Science Fairs“. Viele Unternehmen und Einrichtungen übernehmen für Jugend forscht Patenschaften. Der Bundespräsident ist Schirmherr. Große Unternehmen richten die Wettbewerbe aus und stiften Preise.

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