„Wenn wir Software entwickeln, soll diese eine top Qualität haben. Doch genau das ist das Schwierige. Egal ob wir unsere Smartphones, Autos oder auch nur den Fernseher benutzen, wir stoßen auf Unzulänglichkeiten oder Fehler“, lautet die Diagnose von Humboldt-Stipendiat Dr. Daniel Graziotin. Deshalb will der italienische Ingenieurswissenschaftler dafür sorgen, dass Software-Spezialisten ein Maximum an Qualitätsinformationen zu Verfügung steht, während sie entwickeln.
Erfolgreiches Netzwerken
Den Geschäftsführenden Direktor des Instituts für Softwaretechnologie der Universität Stuttgart Prof. Stefan Wagner traf Graziotin vor vier Jahren auf einer Konferenz in Zypern. Kurz vor Abschluss seiner Promotion bot Wagner ihm eine Stelle an. Auch von der Alexander von Humboldt-Stiftung bekam der Wissenschaftler eine Zusage für ein Stipendium. Zwei Jahre lang kann er jetzt sorgenfrei in Stuttgart forschen.
Verhaltensbasiertes Software Engineering
Software Engineering, Mensch-Computer-Interaktion und Psychologie sind seine Spielwiesen. „Ich bin auf der Suche nach der Wissenschaft hinter dem Entwickeln.“ Sein Forschungsgebiet ist relativ jung, der Ansatz multidisziplinär. Graziotin entwickelt inzwischen selbst keine Software Programme mehr. Vielmehr betreibt der 30-Jährige Grundlagenforschung dazu, was getan werden kann, um die Arbeitsbedingungen für Entwickler möglichst optimal zu gestalten.
Faktor Mensch
Daniel Graziotin ist davon überzeugt, dass die Arbeitsbedingungen bei Softwareentwicklern sehr wichtig sind „Es sind Intellektuelle, die im Kopf Modelle entwerfen und diese Information dann umsetzen, indem sie ein Programm entwickeln." Idealerweise führen die kognitiv-empirischen Erhebungen des Italieners bei Unternehmen wie Bosch oder Daimler dazu, dass ein Programm im Hintergrund ablaufen kann, während der Software-Entwickler seiner Arbeit nachgeht. Dieses Programm unterstützt den Entwickler während des gesamten Entwicklungsprozesses emotional wie inhaltlich, um ihm ein optimales Arbeiten zu ermöglichen.
Unermüdlich am Publizieren
Als Humboldt-Stipendiat müsste er eigentlich keine Vorlesungen halten, aber er macht es trotzdem: „Es ist hilfreich für die spätere Habilitation und außerdem kann man meine Lehrtätigkeit hier am Institut gut gebrauchen.“ „Natürlich erwartet die Stiftung, dass man forscht und seine Ergebnisse auf Konferenzen vorträgt oder in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht. Aber man lässt uns freie Hand und hat volles Vertrauen“, sagt Daniel Graziotin, von dem es seit Jahren viele Veröffentlichungen gibt. „Ich möchte mein recht neues Forschungsgebiet publik machen“, so der umtriebige Postdoktorand.
Erfolgreich und heimisch in Stuttgart
„Ein Teil von mir ist deutsch, auch wenn meine Deutschkenntnisse dürftig sind“, lacht Daniel Graziotin des Südtirolers von der Freien Universität Bozen-Bolzano. In seinem Leben laufe bisher alles nach Plan, beruflich wie privat. Nach seiner Promotion im Januar 2016 heiratete er einen Monat später. „Dann suchten und fanden wir eine Wohnung hier in Stuttgart und im Mai begann ich, am Institut zu arbeiten. Meine Frau fand im Oktober eine Stelle“, fasst der Italiener zufrieden zusammen. Sein nächstes Ziel: In vier bis fünf Jahren will sich Graziotin habilitiert haben.
„Wir fühlen uns hier heimisch, die Menschen sind freundlich. Stuttgart ist nicht riesig, aber deutlich größer als Bozen und moderner.“ Wichtig sei, dass man hier wirklich deutsch sprechen könne. „Kein Problem für meine absolut zweisprachige Frau, auch nicht für mich, aber ich muss noch zulegen.“
Stefan Wagner
Prof. Dr.Geschäftsführender Direktor