„Es ist wirklich eine große Chance für mich, hier zu sein“, sagt Dr. Emmanuel Makasso. Der Sprachwissenschaftler aus Kamerun ist als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung seit Juni am Institut für Linguistik der Universität Stuttgart. Von Professorin Dr. Sabine Zerbian und ihrem Team sei er herzlich empfangen worden, erzählt der Gast, er freue sich jeden Tag, an die Uni zu fahren.
Unterwegs sein und mit den Menschen reden
Seine Zeit in Stuttgart nutzt Emmanuel Makasso, um die phonologischen Mikrovariationen von Beti-Fang Dialekten zu analysieren, einer Bantusprache, die grenzüberschreitend in Kamerun, Gabun, Äquatorialguinea, Kongo, São Tomé und Principe gesprochen wird. „Das Ziel meiner Studie ist es, mittels grammatikalischer Analyse zu zeigen, dass diese Varianten eine einheitliche Struktur haben, es sich somit um eine Sprache handelt“, erklärt der Linguist, dessen Herz für die angewandte Forschung schlägt. Unterwegs sein, mit den Menschen reden, und ihnen dabei ganz genau zuzuhören, ob Akademiker oder Arbeiter, ob jung oder alt, ob in der Stadt oder auf dem Land, das schätzt Emmanuel Makasso an seiner Arbeit. Er selber spricht fünf Sprachen. Bàsàa, eine von schätzungsweise 500 Bantusprachen, ist seine Muttersprache. Die Amtssprachen Kameruns, Französisch und Englisch, spricht er fließend, und auch auf Spanisch und Deutsch kann er sich unterhalten.
300 verschiedene Sprachen
In Kamerun arbeitet Emmanuel Makasso am Ministerium für wissenschaftliche Forschung und Innovation. Der Linguist beschäftigt sich mit den Sprachen in Kamerun und wie sich das Wissen darüber in die Schulsysteme einbinden lässt. Um die 300 verschiedene Sprachen gibt es schätzungsweise! „Unsere Mission in der Abteilung Bildung und Geisteswissenschaften ist es, über die Menschen und die Gesellschaft zu forschen, um staatliche Entwicklungsprogramme zu unterstützen“, erklärt Emmanuel Makasso. So hat er beispielsweise das Camfranglais untersucht. In der einstigen Jugendsprache, die heute im ganzen Land gesprochen wird, mischen sich Französisch und Englisch mit Begriffen anderer Landesprachen.
Dissertation zu Wortmelodie und Tonfolge der Bàsàa-Sprache
An der Universität von Yaoundé, die zu den größten Universitäten Kameruns zählt, hat Emmanuel Makasso studiert. Inzwischen ist der Sprachwissenschaftler dort als Dozent am Department of African Languages and Linguistics tätig. 2008 erwarb er in Frankreich seinen PhD. In seiner Dissertation erforschte er die Wortmelodie und Tonfolge der Bàsàa-Sprache in der spontanen mündlichen Rede. Ein Post-Doc Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung führte Emmanuel Makasso 2011 an das Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS) in Berlin, wo er sich zwei Jahre lang weiter der Erforschung der Bàsàa-Sprache widmen konnte. Die Hauptstadt ist ihm in guter Erinnerung geblieben, Freundschaften bestehen noch heute. Über Stuttgart kann er noch nicht viel sagen. Er ist inzwischen auf den Campus in Vaihingen gezogen, den er bei so mancher Jogging-Runde erkundet. „Ich habe auch schon beim Campus Run zusammen mit Institutskollegen mitgemacht“, so Makasso, der Schritt für Schritt nun auch die Shopping-Ecken Stuttgarts und schöne Gegenden für Spaziergänge entdeckt. Auf der Sightseeing-Liste des Museumsgängers finden sich die Automuseen, aber auch das Ludwigsburger Schloss. An der Universität Stuttgart könne er besonders hinsichtlich der Theorie viel lernen, betont Emmanuel Makasso, der in Sabine Zerbian eine profunde Expertin gefunden hat. Die Phonologin hat über die Struktur einer Bantusprache promoviert und interessiert sich vor allem für Lautsysteme und Sprachmelodie.