Migration scheint für viele ein neues Phänomen zu sein. Westliche Industriestaaten betrachten dabei meist nur einen Zustrom von Menschen aus dem armen Süden in den wohlhabenden Norden. Dabei betont die Historikerin Dr. Margret Frenz: „Migration hat in der Geschichte schon immer stattgefunden“, und ergänzt: „Die Süd-Süd-Wanderbewegungen sind weit größer als die vom Süden Richtung Norden.“
Das Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die alle Voraussetzungen für die Berufung auf eine Langzeit-Professur erfüllen. Neben der Vorbereitung auf eine wissenschaftliche Leitungsfunktion soll es ihnen ermöglichen, weiterführende Forschungsthemen zu bearbeiten.
Seit Mai 2018 forscht Dr. Margret Frenz als Heisenberg-Stelleninhaberin am Historischen Institut der Universität Stuttgart. GloBe – ihr Forschungsprojekt – steht für „Globalisierung von unten: Zirkuläre Migration zwischen Südasien und Afrika, ca. 1850–2000“. Von den Kolleginnen und Kollegen ist sie mit offenen Armen aufgenommen worden, freut sich Frenz, die Stuttgart eine „attraktive, internationale Stadt“ nennt.
Mit ihrer Forschung begibt sich Margret Frenz auf die historischen Spuren von Menschen, die Indien während der kolonialen wie postkolonialen Zeit verließen, um nach Afrika zu gehen. Gingen sie mehr oder weniger freiwillig als Arbeitsmigrantinnen und -migranten oder als Händler? Was erwartete sie in den ostafrikanischen Ländern Uganda, Kenia, Mosambik, Tansania oder Südafrika? Was wurde aus ihnen und ihren Nachkommen? Einmal angekommen, blieben sie oder zogen sie weiter, vielleicht zurück nach Indien?
„Connected histories“
Margret Frenz führt die Innen- und Außensicht zusammen, die Geschichten und die Geschichte, verknüpft Ereignisse, Daten und Fakten mit den persönlichen Erlebnissen. Welche Dokumente bergen Archive? Was wissen die Nachkommen derer, die einst ihre Heimat verließen, von ihren Vorfahren, über deren Gründe, von Indien nach Afrika zu gehen, über ihr Leben während und besonders nach der Kolonialzeit? Haben sie ihre Geschichten in Fotoalben, Briefen oder Tagebüchern festgehalten? Für ihre Forschung ist die Historikerin in Archiven unterwegs und sucht das Gespräch mit den Nachfahren.
Geboren ist Margret Frenz bei Ulm, aufgewachsen in Indien. Die Jahre dort haben sie geprägt und könnten durchaus mit ein Grund für ihr Forschungsgebiet sein. Nach dem Abitur in Stuttgart führten sie ihr Studium und ihre wissenschaftliche Arbeit an die Universität Heidelberg und weitere Universitäten im Land, sowie auch über viele Jahre ins Ausland, so etwa an die Universität Oxford oder das Institut d’Etudes Avancées de Nantes. Nun lebt sie in Stuttgart und genießt das breite kulturelle Angebot in der Stadt.
Lernen aus der Geschichte
Den Studierenden an der Universität Stuttgart bietet Margret Frenz im Wintersemester 2018/2019 ein Hauptseminar zur Migrationsgeschichte an. „Mir ist es wichtig, bei den Studierenden das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Migration eine grundlegende Erfahrung und nichts Neues ist“, sagt die Historikerin, die denkt, dass die Beschäftigung mit historischer Erfahrung einen Lerneffekt hat. Für das Sommersemester 2019 hat Margret Frenz die Vorlesung „Indiens Weg in die Moderne“ angekündigt.
Margret Frenz
Dr. FRHistS, FHEAHeisenberg-Stelleninhaberin GloBe