Nationale und europäische Fördermöglichkeiten

Tagung der Kooperationsstelle EU der Wissenschaftsorganisationen (KoWi) an der Universität Stuttgart.

Über 350 Nachwuchswissen­schaftlerinnen und Nachwuchs­wissenschaftler besuchten die Tagung an der Universität Stuttgart.

Die KoWi-Tagung „Forschen in Europa“ am 28. November an der Uni Stuttgart stieß auf reges Interesse: Über 350 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissen-schaftler informierten sich über nationale und europäische Fördermöglichkeiten. Promotionsinteressierte, Promovierende und Postdocs aus ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus nutzten die ganztägige Veranstaltung an der Universität Stuttgart, um sich einen Überblick über wichtige Förderprogramme für ihre wissenschaftliche Laufbahn zu verschaffen. Der Informatiker Felix Engelmann war beispielsweise aus Ulm angereist: „Ich stehe kurz vor dem Abschluss meiner Promotion an der Uni Ulm und interessiere mich besonders dafür, wie ich erfolgreich Förder-Anträge für die anschließende Postdoc-Phase schreiben kann“. Ein Maschinenbauer aus der hiesigen Automobilbranche wollte sich allgemein über die verschiedenen Fördermöglichkeiten informieren, da er überlegt, wieder in die Forschung zurück zu kehren.

Forschungsgelder ermöglichen eigene Forscherkarriere

Prof. Jan Knippers, Prorektor Forschung an der Universität Stuttgart, begrüßte die Teilnehmenden und ermutigte sie ausdrücklich dazu, Förderanträge zu stellen. „Forschungsgelder zu beantragen, ist sehr zeitraubend, hart umkämpft und herausfordernd, aber es ermöglicht auch, die eigene Forscherkarriere zu gestalten“, sagte er. Dem stimmte Prof. Oliver Röhrle zu. Der mehrfach ausgezeichnete Mathematiker berichtete von seinen Erfahrungen mit dem ERC Starting Grant für Postdocs und stellte sich den zahlreichen Fragen der Teilnehmenden. Dieser Forschungspreis gehört zu den höchst dotierten Forschungsförderungen der Europäischen Union. Röhrle hatte ihn 2012 für seine Forschung im Bereich Biomechanik erhalten. Er hatte zur Folge, dass seine damalige Juniorprofessur vom Rektorat vorzeitig in eine W3-Professur überführt wurde. „Jeder Wissenschaftler in Europa kennt den ERC Grant, und auch in Australien, Neuseeland oder den USA ist er bekannt“, sagte Röhrle. Selbst wenn der Antrag nicht erfolgreich sein sollte, habe man nach der intensiven Beschäftigung mit einer Forschungsidee einen detaillierten 5-Jahres-Plan auf dem Tisch liegen, wie sich die Idee umsetzen lässt.

„1,5 Millionen Euro-Folie“

Doch Röhrle berichtete auch von den Herausforderungen einer Antragstellung, wenn es etwa darum geht, einen Business-Plan zu erstellen, oder im zweiten Schritt der Bewerbung innerhalb von fünf Minuten mit nur einer Folie das Forschungsvorhaben vor den Gutachtern genau auf den Punkt zu bringen. „Das ist eine 1,5 Millionen Euro-Folie“, scherzte Röhrle. Geholfen hat ihm dabei die Kooperationsstelle EU der Wissenschaftsorganisationen (KoWi), die unter anderem spezielle ERC-Interview-Trainings anbietet. „Wir leiten Sie durch den Dschungel der vielen Förderangeboten auf nationaler, aber vor allem auf europäischer Ebene“, sagte Jennifer Striebeck, Leiterin des KoWi-Büros Bonn. Die gemeinsame Serviceplattform der großen deutschen Wissenschaftsorganisationen informiert, berät und schult Forschende aller Karrierestufen in Deutschland während des gesamten Antragsprozesses, unter anderem auch zu rechtlichen und finanziellen Fragen. Neben Postdocs können über das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 auch Doktorandinnen und Doktoranden beispielsweise über das Marie Skłodowska-Curie Programm gefördert werden.

Dem Vortrag von Oliver Röhrle folgten zwei parallele Sitzungen, in denen zum einen Promotionsinteressierte und Promovierende und zum anderen Postdocs Informationen über Fördermaßnahmen der vertretenen Forschungs- und Förderorganisationen erhielten. Neben der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) waren unter anderem die Alexander von Humboldt Stiftung, die Baden-Württemberg-Stiftung und die Max-Planck-Gesellschaft vertreten und präsentierten ihre Programme. In den Pausen nutzten viele Teilnehmende die Gelegenheit, an den Infoständen oder bei einer Tasse Kaffee mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fördermittelgeber ins Gespräch zu kommen.

Informationen aus erster Hand

Der Informationstag in Stuttgart war die 45. Veranstaltung in der Reihe „Forschen in Europa“, die seit 17 Jahren an wechselnden Orten in Deutschland durchgeführt wird. „Die Möglichkeit, Informationen aus erster Hand zu Fördermöglichkeiten für unterschiedliche Karrierestufen und Disziplinen kompakt an einem Tag zu erhalten, hat man sonst eher selten“, sagte Katharina Wilhelm vom Organisationsteam der Uni. Es habe sich gezeigt, dass viele Forschenden unsicher sind, an wen sie sich wenden können, wenn sie Hilfe bei der Antragstellung für Fördermittel benötigen oder bei der Auswahl des passenden Förderprogramms.

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