Was Start-ups zum Gründen brauchen

23. Juli 2025

Ein Forscherteam der Universität Stuttgart hat Frühphasen-Start-ups in Baden-Württemberg zu ihrer Lebenswirklichkeit befragt. Stärken, Schwächen und Chancen des regionalen Ökosystems haben sie im UpStart BW Report festgehalten.

Wie gründen Menschen in Baden-Württemberg? Und was brauchen Start-ups in der Anfangsphase, um erfolgreich zu gründen? Das hat ein Team von Sozialwissenschaftlern am Institut für Entrepreneurship und Innovationsforschung (ENI) an der Universität Stuttgart untersucht. „Der UpStart BW Report liefert daten- und interviewbasierte Einblicke in die Lebenswirklichkeit von Frühphasen-Start-ups in Baden-Württemberg“, sagt Professor Alexander Brem, Prorektor für Transfer und Internationales und ENI-Institutsleiter. „Wir können Stärken, Schwächen und Chancen der existierenden Gründungsinfrastruktur aufzeigen und sehen so, welche Angebote gut oder weniger gut funktionieren und aus welchen Gründen. Daraus können wir Maßnahmen zur Verbesserung ableiten – nicht nur für unsere universitären Transferangebote, sondern auch für Angebote in unserem gesamten Gründungsökosystem in Baden-Württemberg.“ 

Gut vernetzt, aber unübersichtlich

Wer in Baden-Württemberg ein Start-up gründen will, könne sich vor Informations- und Unterstützungsangeboten kaum mehr retten, geben die befragten Start-ups an. Das Ökosystem vereint etliche Akteur*innen, die sich um allerhand Anliegen kümmern und Unterstützungs- sowie Förderangebote anbieten. Doch dieses Angebot bringt ein Problem mit sich: „Es ist unübersichtlich. Wer zu was berät und wo welche Förderungen beantragt werden können, ist vielen Gründungsinteressierten nicht klar“, erklärt Johannes Engels, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ENI und Autor des Reports. Das liegt daran, dass das Gründungsökosystem in Baden-Württemberg dezentral organisiert ist. Ein Wunsch von Gründer*innen – und nun auch eine Empfehlung des ENI-Forscherteams: „Es braucht eine zentrale Anlaufstelle, die vor allem rechtliche und organisatorische Expertise bündelt, aktuell hält und individualisierte Beratung bietet.“

Gründungsinteressierte und Gründer*innen sind sich einig: die Informations- und Beratungsangebote sind vielfältig, doch ihre thematischen Schwerpunkte sollten transparenter nach außen gezeigt werden.

Öffentliche Informationsformate unter dem Radar

Auch wenn die befragten Start-ups die Vernetzung zwischen den einzelnen Akteur*innen als positiv wahrnehmen, kritisieren sie die öffentliche Sichtbarkeit von Informations- und Netzwerkveranstaltungen für Gründungsinteressierte. Wer sich nicht gerade in einem universitären Umfeld bewegt, bekomme nur zufällig oder über persönliche Kontakte von Events mit. „Die Befragten empfinden Informationsveranstaltungen als besonders wertvoll, wünschen sich jedoch einfacher zugängliche Plattform, um von solchen Events mitzubekommen“, so Dr. Andreas Wahl, der die Studie gemeinsam mit Engels durchführte.

Gesellschaftlicher Benefit als Gründungsantrieb

Ein überraschendes Ergebnis: Start-ups gehen heute nicht mehr den klassischen Weg mit einer konkreten Unternehmensidee vor Augen, sondern folgen einer idealistischen Motivation. „Wir können den Trend beobachten, dass Gründen für viele ein Mittel zum Zweck ist, ihre Vision zu verwirklichen“, sagt Wahl. „Im Fokus steht mehr der gesellschaftliche Benefit als die Vermarktung eines Produkts“, ergänzt Engels. Auf diesen Trend müsse man reagieren, indem man passende und auf die jeweiligen Ziele der Start-ups zugeschnittenen Unterstützungsmöglichkeiten etabliert.

Für viele Gründer*innen steht nicht der Traum von der Selbständigkeit im Fokus, sondern der gesellschaftliche Benefit, den ihre Idee bieten kann.

Fördermittel zu starr und zu knapp

Gründungsinteressierte fordern, dass Gründen für alle gesellschaftlichen Schichten möglich sein müsse, weil jede Idee Potenzial habe. Die Realität ist jedoch bislang: hohes Eigenkapital und niedrige Risikobereitschaft von Investoren. Außerdem sind die bürokratischen Hürden hoch, finanzielle Förderprogramme einzuwerben. Deshalb schrecken viele Gründungsinteressierte zurück oder brechen Antragsprozesse ab, da sie sich keine Chancen ausrechnen. Mehr finanzielle Mittel und weniger Einschränkungen könnten die Lage von Gründungsinteressierten verbessern, so Wahl und Engels. „Wir halten es für sinnvoll über eine individualisierte Bewertung der jeweiligen Bewerbenden nachzudenken. Anstelle einer einheitlichen Förderung, sollte man jedem Start-up die Mittel geben, die es zur Verwirklichung seiner Ideen benötigt.“

Der UpStart BW Report ist frei zugänglich über die Plattform Opus, den Publikationsserver der Universität Stuttgart.

Wissens- und Technologietransfer an der Universität Stuttgart
Das Transfercenter TRACES ist die zentrale Anlaufstelle der Universität Stuttgart für Forschungs- und Wissenstransfer. In Kooperation mit dem Institut für Entrepreneurship und Innovationsforschung (ENI), der Technologie-Transfer-Initiative TTI GmbH und dem Dezernat 1 -Forschung und Transfer bildet das TRACES ein innovatives Transfer- und Gründungsökosystem für Gründerinnen und Gründer. Es begleitet und berät von der Idee bis zur Ausgründung. Mit einem vielfältigen Angebot von LehrveranstaltungenGründungscoachings sowie Beratungen zu Anträgen, Förderprogrammen oder Patenten und Schutzrechten unterstützt die Universität Stuttgart Gründungsvorhaben von Studierenden und Mitarbeitenden. Mit fantastischem Erfindergeist gelingt der Universität Stuttgart regelmäßig der Sprung in die Top 10 deutschen Universitäten mit den meisten Patentanmeldungen pro Jahr. Der „Entrepreneurship“-Newsletter des ENI informiert zweimal im Monat über aktuelle Neuigkeiten, Veranstaltungen und Wettbewerbe im Startup-Ökosystem.

Dieses Bild zeigt Jacqueline Gehrke

Jacqueline Gehrke

 

Onlineredakteurin

 

Hochschulkommunikation

Keplerstraße 7, 70174 Stuttgart

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