Time: | June 5, 2025, 3:00 p.m. (CEST) |
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Venue: | Universität Stuttgart, Keplerstr. 17, K2, Tiefenhörsaal 17.02 |
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Kein anderer Name in der Kulturgeschichte steht so klar für Hybris wie jener von Dr. Victor Frankenstein. Die 1818 kreierte Romanfigur maßt sich Gottesmacht an, erschafft neues Leben aus toter Materie. Die wohlfeile Verurteilung von Frankensteins Handeln liegt allerdings schief: Frankensteins Handeln war pure poetische Imagination, fernab aller damaligen menschlichen Möglichkeiten.
Doch während Monsterbau eine Schockvision bleibt, sind wir wissenschaftlich weiter als Frankensteins Zeitgenossen. Die synthetische Biologie, ein interdisziplinäres Forschungsfeld an der Schnittstelle von Biologie, Chemie und Physik, stellt die Frage, was Leben eigentlich ist und ob wir es künstlich erzeugen können. Ein wichtiges Etappenziel ist dabei die Herstellung sogenannter Protozellen: Sie würden es ermöglichen, zentrale Prozesse des Lebens unter kontrollierten Bedingungen nachzustellen.
Zugleich kann die DNA-Nanotechnologie bereits dramatische Veränderungen im Zellverhalten bewirken, sie kann sogar neue Reaktionen auf die Umgebung festlegen. Das Regelwerk der Biologie wird im Labor neu geschrieben.
Welche Möglichkeiten sich da gerade auftun, welche neuen Erkenntnisse erschlossen werden - und ob wir Victor Frankensteins vermeintliche Hybris als Utopie begreifen dürfen: darüber sprechen die Physikerin Prof. Dr. Laura Na Liu von der Uni Stuttgart, Prof. Dr. Michael Famulok vom Life & Medical Science Institute der Uni Bonn und die Wissenschaftsjournalistin Eva Wolfangel.