Was summt denn da? Insektenschutz in der Stadt

May 15, 2025, No. 16

Im Rahmen des Projekts UrbanInsects der Universität Stuttgart sind in der Urbanstraße in Stuttgart mehrere Behausungen für Insekten direkt in die Fassade von zwei Wohngebäuden eingebaut worden. Diese sollen dem Schutz der biologischen Vielfalt dienen. Über den Sommer werden sowohl die Auswirkungen auf die Tiere als auch die Wahrnehmung durch die Bewohnenden wissenschaftlich untersucht.
[Picture: Institut für Akustik und Bauphysik (IABP)]

Wenn im Frühling wieder Bienen und Schmetterlinge durch die Gärten surren, scheint das Insektensterben weit weg zu sein. Doch laut der Roten Liste sind über 40 Prozent aller Wildbienenarten vom Aussterben bedroht. Unter anderem fehlt passender Lebensraum für die kleinen Sechsbeiner. Im Projekt UrbanInsects der Universität Stuttgart wird deshalb untersucht, inwieweit Behausungen für Insekten an Gebäuden zum Erhalt der Vielfalt beitragen können. Der Fachausdruck hierfür lautet „fassadenintegrierte Habitat-Systeme“. Drei dieser Habitat-Systeme sind nun in einem Feldversuch in Wohngebäuden der Stuttgarter Urbanstraße eingebaut worden.

Fassadenintegrierte Habitate für Bienen & Co.

Neben der Annahme durch Wildbienen und andere Insekten interessieren die Forschenden die Meinungen und Ansichten der Bewohnenden. Im Rahmen eines Infotages kamen diese beiden Gruppen nun ins Gespräch. Im grünen Hinterhof tauschte man sich über Sinn und Zweck der Behausungen sowie die Erwartungen der Bewohnenden aus. Daniela Schätzel vom Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) gab anhand von Infopostern einen Einblick in den Insektenschwund und erläuterte die Funktionsweise der Behausungen. Diese dienen den Sechsbeinern nicht nur als Nistplatz, sondern können auch zur Überwinterung genutzt werden. Dabei betont Schätzel den Gedanken hinter der Maßnahme: „Die Habitate in der Fassade sind natürlich kein vollwertiger Ersatz für natürliche Lebensräume, können aber im bebauten Raum eine sinnvolle Ergänzung darstellen.“

 Eine fassadenintegrierte Nisthilfe für Wildbienen. Drei solcher Nisthilfen für Wildbienen und ein Habitat-System für andere Insekten finden sich derzeit in der Stuttgarter Urbanstraße.

Grünfassaden für mehr Biodiversität in Städten

Bürgerbefragung zum Schutz der biologischen Vielfalt

Zusätzlich hatte Biologie-Student Felix Hemminger von der Universität Hohenheim einen Schaukasten mit präparierten Wildbienenarten wie zum Beispiel Hummeln mitgebracht. Die Teilnehmenden zeigten großes Interesse an den Fluginsekten und ließen sich unter anderem erklären, dass die überwiegenden Wildbienenarten solitär, also nicht als Staat, leben. Die Organisation in Staaten wie bei den Honigbienen spiele deshalb eine untergeordnete Rolle. Außerdem hatten Yvonne Zahumensky und Michael Ruddat vom Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) der Universität Stuttgart mit ihrer Expertise im Bereich Bürgerbeteiligung ein offenes Ohr für die Fragen und Anregungen der Bewohnenden. „Wir wissen aus zahlreichen Untersuchungen, dass Insekten nicht immer auf Gegenliebe stoßen. Insofern ist es besonders wichtig, den Umfang solcher Maßnahmen transparent zu kommunizieren und auf die Bedenken der Menschen einzugehen. Das ist dann unsere Rolle im Projekt“, erläutert der Soziologe Ruddat.

Den Sommer über sollen nun in der Urbanstraße zum einen Daten zum Vorkommen der einzelnen Insektenarten gesammelt sowie zum anderen die Bewohnenden zu ihren Erfahrungen mit den Behausungen befragt werden. Insgesamt erhoffen sich die Forschenden dadurch praxisnahe Erkenntnisse zu dieser neuen Form des Schutzes der biologischen Vielfalt in der Stadt.

Über das Projekt UrbanInsects
Das Projekt UrbanInsects (Fassadenintegrierte Habitat-Systeme für Insekten) wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Das BfN und das BMUV fördern im Bundesprogramm Biologische Vielfalt aktuell viele weitere Projekte, die Maßnahmen für ökologische Stadtnatur umsetzen.

Mit dem Förderschwerpunkt Stadtnatur im Bundesprogramm Biologische Vielfalt wird eine zentrale Maßnahme des Masterplans Stadtnatur umgesetzt, den die Bundesregierung 2019 als Maßnahmenprogramm für lebendige und attraktive Städte verabschiedet hat. Ziel ist es, den Anteil an naturnahen, arten- und strukturreichen Grün- und Freiflächen im Siedlungsbereich durch ein ökologisches Grünflächenmanagement zu erhöhen und die biodiversitätsfördernde Durchgrünung von Städten und Gemeinden zu verbessern.

Über Urban Insects

Expert Contact:

Daniela Schätzel, Institut für Akustik und Bauphysik (IABP), Pfaffenwaldring 7, 70569 Stuttgart, Telefon: +49 711 685 65629, E-Mail

To the top of the page