Jahresfeier 2017

Blick auf ein erfolgreiches Jahr

Akademische Jahresfeier der Universität 2017

Die Jahresfeier, zu der die Universität Stuttgart am Freitag, 17. November, geladen hatte, wartete mit Grußworten, Ehrungen und einem interessanten Festvortrag zum Thema „Arbeitswelt im Technologiewandel“ auf. Darüber hinaus war sie hörenswert musikalisch umrahmt vom Akademischen Orchester der Universität Stuttgart.

Freude über ein erfolgreiches Jahr

„Wir sind sehr, sehr erfolgreich gewesen“, sagte Prof. Wolfram Ressel. Sichtlich stolz berichtete der Rektor, dass die Universität für vier von fünf bei der DFG eingereichten Antragsskizzen für Exzellenzcluster Vollanträge stellen darf. Ziel sei es nun, sehr gute Anträge abzugeben. Sollte man zwei durchbringen, stünde einer Bewerbung um den Status einer Exzellenzuniversität nichts mehr im Wege. Auf spannende Sonderforschungsbereiche, internationale Graduiertenkollegs, Ehrungen und Preise konnte Ressel verweisen, von großen eingeworbenen Projekten, wie etwa der Regionalen Forschungsallianz „System Mensch“ oder dem Cyber Valley Baden-Württemberg, dem Wissenschaftszentrum in der Region Stuttgart-Tübingen erzählen.

Als eine „sehr schöne Sache“ bezeichnete er die zwölf genehmigte Tenure Track-Professuren, und für „toll“ befand er, dass nun das Campus-Management-System C@mpus das CUS-Projekt auch mit dem letzten Anwendungsbereich an den Start geht. Was den Rektor belastet, das ist die Infrastruktur. Insgesamt habe die Uni Stuttgart einen Sanierungsrückstand von einer Milliarde Euro. Bis 2030 soll das Naturwissenschaftliche Zentrum saniert werden. Positiv jedoch: Seit August ist das Telekom-Areal Eigentum der Universität. „Jetzt haben wir ein Hotel – und Platz für einen Faculty Club, wie das MIT“, freute sich Wolfram Ressel.

Trotz der Studiengebühren für Nicht-EU-Mitglieder sei die Uni Stuttgart für ausländische Studierende weiterhin attraktiv geblieben. Insgesamt rund 26.000 Studierende sind derzeit eingeschrieben. Unter den weiteren wichtigen Begebenheiten des zurückliegenden Jahres führte der Rektor etwa die erstmalige Präsentation der Uni auf der Messe CeBIT auf – am Stand konnten immerhin Ministerin Wanka wie auch Ministerpräsident Kretschmann begrüßt werden –, und für wichtig befand er auch die Teilnahme der Uni am March of Science und die Gedenkveranstaltung zum NS-Unrecht an der Universität Stuttgart.

Dank an „loyale Partnerin“

Wolfram Ressel dankte der scheidenden Kanzlerin Dr. Bettina Buhlmann – auch im Namen der Universität – für ihren Einsatz über zwölf Jahre. „Die Universität steht auf grundsoliden Beinen, und das ist Ihr Verdienst“, sagte der Rektor und nannte Bettina Buhlmann eine „loyale Partnerin“, mit der er „sehr, sehr gerne zusammengearbeitet“ habe.

Kanzlerin Dr. Bettina Buhlmann
Kanzlerin Dr. Bettina Buhlmann
Prof. Bernhard Keimer, Vorsitzender des Universitätsrats
Prof. Bernhard Keimer, Vorsitzender des Universitätsrats
Dr. Johannes Rothmund, Vertreter des Akademischen Mittelbaus
Dr. Johannes Rothmund, Vertreter des Akademischen Mittelbaus
Fritz Otlinghaus, Vertreter der Studierenden
Fritz Otlinghaus, Vertreter der Studierenden

„Wir können sehr stolz auf unsere Universität sein“

Die Uni stehe wirtschaftlich solide da und habe Erfolge in der Forschung, erklärte Prof. Dr. Bernhard Keimer, der Vorsitzende des Universitätsrats, in seinem Grußwort. Auch der Vertreter des Akademischen Mittelbaus, Dr.-Ing. Johannes Rothmund, befand: „Wir können sehr stolz auf unsere Universität sein.“ Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die 3200 im Mittelbau beschäftigten Personen auch zur Exzellenz der Uni Stuttgart beitragen. Von einem „erfolgreichen Jahr“ sprach der Vertreter der Studierenden, Fritz Otlinghaus, kritisierte jedoch die Studiengebühren und die Wohnraumsituation für Studierende.

Arbeitswelt im Technologiewandel

In seinem Festvortrag „Arbeitswelt im Technologiewandel“ nahm sich Prof. Dr. Konrad Wegener von der ETH Zürich der Fabrik der Zukunft und der damit einhergehenden Herausforderung für Mensch und Technik an. Der Leiter des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigung an der ETH Zürich, ein Experte für das Thema Industrie 4.0, führte die Zuhörer in eine Arbeitswelt ein, in der sich Produkt und Maschine über die richtige Bearbeitung unterhalten, digitale Zwillinge in der Produktion eine große Rolle spielen und in der Smart Micro Factory für Elektrofahrzeuge etwa das zu bearbeitende Teil seinen Weg eigenständig von Maschine zu Maschine findet. Produktionsabläufe werden so optimiert, Kosten eingespart. Das Dreamteam Mensch-Maschine erfordere im Bereich der Sicherheit jedoch noch ein Umdenken, so Konrad Wegener. Seien heute doch die Maschinen, die mit Menschen zusammenarbeiten, langsamer und in der Kraft reduziert, da man ihnen wohl durchaus zutraue, Verletzungen unkontrolliert zuzufügen.

Das Auto hat seine Funktion als Statussymbol verloren

Prof. Konrad Wegener

Der Staub saugende oder Rasen mähende Hausroboter ist on vogue. Doch wer weiß schon, dass diese elektrischen Helfer immer Daten über das Zuhause weitergeben, in dem sie tätig sind? Die autonome Logistik, etwa Pizza mit Drohnen auszuliefern, werde sich nicht durchsetzen, prognostizierte Wegener: „Wer so eine Pizza geliefert bekommt, behält die Drohne und schickt die Pizza zurück.“ Und beim Blick auf die Jugend sagte er: „Das Auto hat seine Funktion als Statussymbol verloren.“ Heute fänden die Jugendlichen ihre Freiheit im Smartphone.

Prof. Konrad Wegener, Leiter des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigung an der ETH Zürich.
Prof. Konrad Wegener, Leiter des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigung an der ETH Zürich.

Selbstlernende Maschinen sind das Ziel

Die Maschinen der Zukunft, so der Experte, müssten angesichts des Fachkräftemangels komplexer, komplizierter und autonom werden. Selbstlernende Maschinen seien das Ziel. Da einfache Arbeiten in Zukunft aufgrund der Automatisierung wegfielen, gelte für den Nachwuchs: Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung. Für problematisch sieht es Konrad Wegener allerdings an, wenn Studierende noch nie eine Werkzeugmaschine zu Gesicht bekommen haben. Sind unsere Schulen richtig aufgestellt, sei da eine zentrale Frage.

Musikalisches Finale

Zum Auftakt und Abschluss der Veranstaltung verzauberten der Bariton Arthur Canguçu und die Sopranistin Birte Markmann die Gäste zusammen mit dem Akademischen Orchester der Universität Stuttgart unter der Leitung von Veronika Stoertzenbach unter anderem mit zwei Szenen aus Mozarts Zauberflöte.

Ehrendoktorwürde

„Viele Raumfahrer haben bei ihren Missionen Versuche durchgeführt, die sich Feuerbacher und sein Team ausgedacht haben“, sagte Prof. Dr. Stefanos Fasoulas vom Institut für Raumfahrtsysteme in seiner Laudatio für Prof. Dr. Berndt Feuerbacher, dem die Universität Stuttgart die Ehrendoktorwürde für seine Verdienste als Pionier der Disziplin „Forschung im Weltraum“ verlieh. Der Experimental- und Weltraumphysiker, dessen Name gar ein Asteroid trägt, war an zahlreichen Weltraummissionen maßgeblich beteiligt und gilt als Mitinitiator der Raumsonde Philae, die 2014 im Rahmen der europäischen Rosetta-Mission erstmals auf einem Kometen landete.

Ehrenmedaille

Dr. Thomas Wagner hat an der Uni Stuttgart Maschinenbau und Fertigungstechnik studiert und war von 1987 bis 2017 ehrenamtliches Vorstandmitglied der Vereinigung von Freunden der Universität Stuttgart. „Sie sind ein wahrer Freund der Universität Stuttgart“, sagte Wolfram Ressel bei der Übergabe der Ehrenmedaille angesichts des Einsatzes von Wagner für „seine Alma Mater“. So förderte dieser unter anderem das Internationale Begegnungszentrum, den Neubau des Internationales Zentrums und des Luft- und Raumfahrtzentrums Baden-Württemberg.

Lehrepreis der Universität

Über den 2015 geschaffenen und zum dritten Mal vergebenen Lehrepreis der Universität Stuttgart, der mit 10.000 Euro dotiert ist, konnte sich Dr. Michael Eisermann freuen. Den 46-jährige Professor vom Institut für Geometrie und Topologie im Fachbereich Mathematik zeichnen seine kreativen Lehrveranstaltungen aus, befanden die Studierenden, ein 900 Seiten umfassendes, stets aktualisiertes Skript und besonders die Tatsache, dass er auch außerhalb der Vorlesungen stets Zeit für sie habe und er es verstehe, für die Mathematik zu begeistern.
Weitere Informationen zum Lehrepreis an Prof. Michael Eisermann.

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