Die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Stuttgart, Prof. Nicole Radde, zitierte zu Beginn Ihres Vortrags vor Senat und Universitätsrat aus dem Eckpunktepapier der Hochschulrektorenkonferenz (HRK): ‚Für den Erfolg des deutschen Wissenschaftssystems ist es entscheidend, dass herausragende Talente unabhängig von ihrem Geschlecht in möglichst großer Zahl im Wissenschaftsbereich verbleiben‘. „Wir wissen alle, dass dieses Ziel noch nicht erreicht ist“, erklärte Radde, „deshalb bleibt Gleichstellungspolitik eine zentrale Leitungsaufgabe der Hochschulen.“
Benchmarking zum Thema Gleichstellung
In den Kategorien des Mittelbaus bildet die Universität hinsichtlich des Frauenanteils im Vergleich mit anderen Hochschulen in Baden-Württemberg sowie Universitäten der TU9 die Schlussgruppe. Nicht zufrieden ist die Gleichstellungsbeauftragte mit den Frauenanteilen bei den akademischen Mitarbeitenden und Studierenden: „Hier wachsen wir wie eine Schnecke“. Auch der Blick auf die jeweiligen Anteile bei den einzelnen Fakultäten zeige „hier ist noch Luft nach oben.“ In Bezug auf die Steigerung der Besetzung von Professuren mit Frauen zählt die Universität jedoch zur Spitzengruppe. „Darauf sind wir stolz. Der Anteil der Professorinnen steigt stetig, das ist eine schöne Entwicklung“, so Radde.
Frauenanteil in oberer und mittlerer Führungsebene in Prozent
2017 Ziel für 2022
Universitätsrat 45,5 >40
Rektorat 33,3 >33
Fakultätsvorstände 12,1 >10
Senat 30,6 >36
Frauenanteil in den Statusgruppen in Prozent
Statusgruppe Ziel von SEPUS 2017 Ist 2017 Ziel 2022
Professuren (gesamt) 15 15 20
Akad. Mitarbeitende 30 25 31
Studierende 40 33 40
Gleichstellungskonzept 2018 – 2022
Strategien und Maßnahmen im Rahmen des Gleichstellungskonzepts 2018 - 2022 wurden unter anderem in Bezug auf Exzellenzstrategie und Tenure-Track-Programm konzipiert. Im Februar 2018 beschloss der Senat das neue Konzept mit universitätsweiten Zielen. Dies solle als Vorlage für den neuen SEPUS dienen, erläuterte die Gleichstellungsbeauftragte.
Inhalte des Konzepts
- Zielvorgaben für die Frauenanteile universitätsweit und fakultätsspezifisch
- Stärkere Integration von Gleichstellung in Governance
- Stärkere Verschränkung von zentraler und dezentraler Gleichstellungsverantwortung
- Optimierung und Vereinheitlichung von Berufungsverfahren, in das geplante neue Berufungsmanagement soll die Expertise des Gleichstellungsreferats einfließen.
- Mehr Frauen in Promotion und Mittelbau
- Verbesserte Fortführung sämtlicher Projekte für Schülerinnen, Studentinnen, Doktorandinnen, weiblichen Postdocs und Professorinnen im Rahmen des Life Cycle Konzepts
Service Gender Consulting
Arbeitsschwerpunkt im Berichtszeitraum war die aktive Begleitung der DFG-Forschungsanträge inklusive der Anträge im Rahmen der Exzellenzstrategie, um Gleichstellungsziele und -maßnahmen zu integrieren. Darüber hinaus war und ist das Konzept zum anteiligen Pooling von Gleichstellungsmitteln der DFG-Verbundforschung für übergreifende Maßnahmen ein wichtiges Thema. Hier gebe es im Vergleich zu Maßnahmen einzelner Verbünde viel mehr Möglichkeiten Maßnahmen umzusetzen, bisher wurden zum Beispiel Betreuungsplätze für Kinder darüber eingerichtet, erklärte Nicole Radde. Sie wies auch auf den Online-Kurs zur gendergerechten Sprache hin, der in Kooperation mit der Schreibwerkstatt des Sprachenzentrums entwickelt wurde: „Fit in 15 Minuten: Power-Workout gendergerechte Sprache“ und empfiehlt ihn mitzumachen. Er ist auf ILIAS zu finden.
Service Uni & Familie
„Es gibt viele Möglichkeiten zur Kinderbetreuung, diese wollen wir weiter verbessern und noch flexibler gestalten“, berichtete die Gleichstellungsbeauftragte und verwies auf die Notfallbetreuung sowie den Ausbau der Ferienbetreuung und der familienfreundlichen Infrastruktur , wie der Einrichtung mehrerer Eltern-Kind-Zimmer. Auch die aktive Begleitung der Familiennetzwerke Wissenschaft & Familie, Uni & Pflege liegt im Aufgabenbereich des Service Uni & Familie.
Life-Cycle Konzept
Hierzu zählen Projekte für Schülerinnen wie der Girls´ Day, „das ist ein tolle Sache, hier gibt es schon seit Jahren an vielen Instituten hochwertige Angebote“, so Radde und TryScience. Bei diesem Projekt konnten durch die Öffnung der meisten Programm-Teile für Schüler insgesamt auch mehr Schülerinnen als Teilnehmerinnen gewonnen werden!, berichtete Nicole Radde.
Auch die Mentoring-Programme für Frauen in Studium und Forschung bilden einen wichtigen Baustein im Life-Cycle Konzept. Sie sind als Best-Practice Beispiel in den DFG-Instrumentenkasten aufgenommen worden.
Zum Abschluss ihres Berichtes dankte die Gleichstellungsbeauftragte dem Rektorat, ihrem Team im Gleichstellungsreferat und ihren Vertreterinnen, die zum Beispiel bei der Begleitung der Berufungsverfahren viel Unterstützung leisten, und gab einen Ausblick auf die zukünftigen Aufgaben:
- Diversität
„Seit dem Amtsantritt der Prorektorin für Wissenschaftlichen Nachwuchs und Diversity, Prof. Monilola Olayioye, arbeiten wir eng zusammen mit dem Ziel, Gender Diversity als integralen Bestandteil der Diversity-Strategie der Universität in allen bestehenden und neu zu schaffenden Strukturen zu verankern.“ - Berufungsverfahren
Geplant ist eine enge Zusammenarbeit mit dem neu zu schaffenden Berufungsmanagement. - Aktive Rekrutierung
Fortsetzung der Bemühungen zur Integration im Bereich der Berufungsverfahren, Ausweitung auf den Bereich des Mittelbaus - Ausbau Pooling
Durch die Beteiligung der Cluster sollen die Maßnahmen ausgeweitet werden, eine Projektstelle zur Umsetzung ist geplant.