Karriere ist planbar

14. Februar 2022

Wie wichtig eine strategische Karriereplanung und Netzwerken für Nachwuchswissenschaftler*innen sind, wissen Laura Busch und Dr. Cornelia Frank aus eigener Erfahrung und nutzen dies für die Weiterentwicklung der GRADUS-Programme

Dr. Cornelia Frank, Referentin für Promovierende und Postdocs, und Laura Busch, Koordinatorin der Mentoring-Programme, sind beide seit September 2021 bei GRADUS tätig. Sie sprechen im Interview über ihre Motivation, die Herausforderungen der Graduierten-Akademie, neue innovative Formate und warum Nachwuchswissenschaftler*innen vom gegenseitigen Austausch profitieren.

Cornelia Frank

Netzwerke aufbauen und sie für die eigene berufliche Entwicklung zu nutzen hat einen hohen Stellenwert, wenn es um den beruflichen Werdegang von Promovierenden und Postdocs geht. Ihnen beiden liegt die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses besonders am Herzen. Wie kam es dazu?

Laura Busch: Ich habe im September vergangenen Jahres die Koordination der Mentoring-Programme bei der Graduierten-Akademie GRADUS übernommen.

Wie man Netzwerke aufbaut und sie für die persönliche sowie berufliche Weiterentwicklung nutzt – das beschäftigt mich seit jeher. Für mich als Geisteswissenschaftlerin waren sie beim Berufseinstieg von besonders großer Bedeutung. Aber auch in allen anderen Fachdisziplinen ist gute Vernetzung und Erfahrungsaustausch unersetzlich.

Bei GRADUS haben wir uns das Ziel gesetzt, die bestehenden Mentoring-Programme auszubauen, neue innovative Formate zu entwickeln und sie noch stärker auf die Bedürfnisse unserer Zielgruppen auszurichten. Mehr Nachwuchswissenschaftler*innen sollen in den Genuss einer Mentoring-Erfahrung kommen. Das stellt definitiv einen großen Reiz dieser Tätigkeit dar und gibt mir persönlich viel Raum zur Weiterentwicklung.

Dr. Cornelia Frank: Ich arbeite seit September letzten Jahres als Referentin für Promovierende und Postdocs bei GRADUS. Davor war ich an verschiedenen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im In- und Ausland tätig, sowohl auf der hochschulstrategischen Ebene als auch in den Bereichen Lehre, Forschung und akademischer Selbstverwaltung. Und in den letzten Jahren verstärkt als Business-Coach, Trainerin, Team- und Konzeptentwicklerin.

Die wissenschaftliche Nachwuchsförderung liegt mir besonders am Herzen, weil ich selber einmal vor vielen Jahren an der Universität Trier in den Genuss eines One-to-One-Mentoring-Programms kam und an der Goethe-Universität Frankfurt das Postdoc-Karriereförderprogramm als sehr gewinnbringend empfand. Von daher weiß ich aus eigener Erfahrung, welche Wirkungskraft solche Programme für die Teilnehmer*innen haben können.

Hinzu kommt, dass mich persönlich das Phänomen der Übergangsräume sehr fasziniert: Also wenn das Jetzige sich dem Ende nähert und das Neue sich schon ankündigt, aber noch nicht konkret greifbar ist, noch gestaltet und geformt werden möchte, wie dies ja bei der Karriereentwicklung von Nachwuchswissenschaftler*innen häufig der Fall ist.

Laura Busch

Die Nachwuchswissenschaftler*innen auf ihre zukünftige Arbeit in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft vorzubereiten ist ein zentrales Anliegen von GRADUS. Was fasziniert Sie persönlich an dieser Aufgabe?

Laura Busch: Hinsichtlich meines Aufgabenbereichs kann ich sagen: Mentoring ist eine effektive und, wie ich finde, interessante Art und Weise, um die eigenen Handlungsfelder durch Kontakte zu erfahrenen Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft und deren Wissen, zu erweitern; insbesondere mit Blick auf die Zeit nach der Promotion oder die Postdocs-Phase. Das gilt es zu unterstützen. Außerdem trifft man jede Menge spannende und engagierte Menschen - schon deswegen lohnt sich ein Engagement im Mentoring.

Dr. Cornelia Frank: An dem Bereich „wissenschaftliche Nachwuchsförderung“ reizt mich, dass ich mein Interesse an strategisch-konzeptioneller Arbeit mit meiner Freude an unmittelbarer Prozessbegleitung beim Einzel-Coaching oder bei Gruppen-Workshops verbinden kann. Darüber hinaus finde ich es spannend, mit unterschiedlichen nachwuchswissenschaftlichen Zielgruppen, Fachkulturen und Berufs- und Lebensmodellen zu tun zu haben.

Speziell die Aufgabe, einen karrierestrategischen Beratungsbereich mit neuen karrierestrategischen Programmen aufzubauen, begeistert mich, weil ich sehr gerne als „Pionierin“ arbeite. Meine Ideen zu Gold zu machen für Menschen und Institutionen und bei der Entwicklung von Neuem auch die Anschlussfähigkeit an das Bestehende und Bewährte im Blick zu haben, das ist mein Lebenselixier. Und das kann ich hier bei GRADUS zusammen mit meinen Kolleg*innen für unsere Zielgruppen sehr gut verwirklichen.

Was sind aus Ihrer Sicht die aktuellen Herausforderungen der Graduierten-Akademie GRADUS und wie begegnen Sie ihnen?

Laura Busch: Die Nachfrage nach unseren Angeboten ist sehr groß. Unsere Qualifizierungskurse sind frühzeitig ausgebucht, Beratungstermine werden oft angefragt, das Interesse an zusätzlichen Unterstützungsmaßnahmen wie Mentoring steigt ebenfalls stetig. Der Nachfrage wollen wir mit einem vielfältigen Angebot nachkommen, das gleichzeitig qualitativ hochwertig, zahlenmäßig ausreichend und auf die jeweilige Zielgruppe ausgerichtet ist. Das ist ein Spagat, den es zu meistern gilt.

Im Mentoring wollen wir mit neuen Formaten wie dem Gruppen-und Peer-Mentoring eine größere Zahl an Nachwuchswissenschaftler*innen erreichen; aber auch dadurch, dass wir Programme häufiger und in kürzeren Intervallen anbieten. Dabei achten wir darauf, dass sie für unsere internationalen Kandidat*innen ebenfalls interessant sind. In der Vergangenheit wurde der Wunsch geäußert, den Austausch der Mentees untereinander stärker zu fördern. Dafür eignen sich die beiden genannten Mentoring-Formate besonders gut. Zudem wollen wir sowohl für Mentees, als auch für Mentor*innen zukünftig noch weitere Vernetzungsaktivitäten wie After Work und ScienceLunch anbieten.

Hinsichtlich des Mentorings stellen aktuell die pandemiebedingten Einschränkungen sicherlich die größte Herausforderung dar. Vernetzung funktioniert am besten über persönlichen Kontakt. Dieser lässt sich durch kein noch so gutes Tool ersetzen. Gleichzeitig ermöglichen es diese Tools, neue Wege zu gehen – und die Welt dreht sich schließlich weiter. Das haben wir in die neuen Formate einfließen lassen. So werden zukünftig Virtuell und Präsenz Hand in Hand gehen, On-Demand-Angebote entstehen und eine Online-Mentoring-Plattform ist ebenfalls im Gespräch.

Dr. Cornelia Frank: Viele Nachwuchswissenschaftler*innen empfinden die Übergänge zwischen den wissenschaftlichen Qualifizierungsphasen, also vom Studium zur Promotion oder von der Promotion zur Postdoc-Phase, als besonders herausfordernd. Gleiches gilt für die Übergänge zum außeruniversitären Arbeitsmarkt; insbesondere nach der Promotion. Diese Übergänge für alle vier nachwuchswissenschaftliche Zielgruppen, das heißt Promotionsinteressierte, Promovierende, Postdocs und Juniorprofessor*innen vorausschauend, systematisch und bedarfsorientiert zu gestalten, halte ich für eine zentrale Herausforderung, auf die auch der Struktur- und Entwicklungsplan der Universität Stuttgart verweist. Bei GRADUS begegnen wir dieser Herausforderung mit der Entwicklung von vier neuen karrierestrategischen Programmen.

„Promotionsfit – machst Du mit?“ richtet sich an sehr gute, forschungsinteressierte Absolvent*innen, die Promovieren als eine mögliche Karriereoption in Erwägung ziehen. Ziel ist es, diesen eine gut informierte, bewusst reflektierte Entscheidung für bzw. gegen eine Promotion zu ermöglichen.

Mit „Starter Kit Promotion“ soll Promovierenden im ersten und zweiten Semester ein möglichst guter Start in die Promotionszeit ermöglicht werden.

Das karrierestrategische Programm „Black Box Berufung“ richtet sich an Postdocs, die sich schon für einen der wissenschaftlichen Karrierepfade zur Professur entschieden haben. Ziel des Programms ist es, schon frühzeitig auf den Berufungsprozess vorzubereiten.

Mentor*innen und Mentees

Welche Herausforderungen wird es Ihrer Meinung nach zukünftig noch zu meistern geben?

Dr. Cornelia Frank: Die Verwirklichung unseres übergeordneten Ziels: Nachwuchswissenschaftler*innen für hochrangige Positionen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft auszubilden und damit zur gesellschaftlichen Zukunftsfähigkeit beizutragen, ist durch den stetigen Wandel immer wieder eine Herausforderung. Wir begegnen dieser mit einem facettenreichen überfachlichen Angebots-Portfolio, so dass die Universität Stuttgart ihre magnetische Anziehungskraft als wissenschaftliche Ausbildungs-, Förder- und Forschungsstätte für die unterschiedlichen nachwuchswissenschaftlichen Zielgruppen auch im künftigen „War of Talents“ behält.

Laura Busch: Es ist ebenfalls eine Herausforderung den pluralistischen Karrierevorstellungen und Lebensmodellen Rechnung zu tragen. Das tun wir, indem wir zum einen die Vielfalt unserer Formate, was Dauer, Frequenz, Teilnehmer*innenzahl, Internationalität oder zeitliche Verfügbarkeit, betrifft darauf abstimmen und zum anderen für die Multifunktionalität der Promotion eintreten, die neben dem Nachweis der Fachexpertise auch insbesondere einen Nachweis von transferierbaren Kompetenzen darstellt, der für vielfältige Berufsfelder rüstet.

Welche neuen Programme und Angebote gibt es in den Bereichen der karrierestrategischen Beratung und im Mentoring bei GRADUS?

Dr. Cornelia Frank: Mit dem „Karriere-Kompass“ starten wir im April. „Wohin soll es nach der Promotion für Sie gehen?“, ist hier die Leitfrage. Ziel des Karriere-Kompass ist es, fortgeschrittene Promovierende und Postdocs beim Herausarbeiten ihrer ganz persönlichen Antworten auf diese Frage zu begleiten, wie auch bei der Definition ihrer persönlichen Karriereziele und den ganz konkreten Schritten zu deren Verwirklichung.

In einer festen Gruppe durchlaufen die geförderten Promovierenden und Postdocs unterschiedlicher Fachdisziplinen ihren Karriereentwicklungsprozess in sechs Modulen: Von Standortbestimmung und Perspektiventwicklung zu Karriereplanung mit Stellensuche bzw. personen- oder projektbezogener Drittmittelförderung über Bewerbungsmappen gestalten, Profilbildung und Sichtbarkeit bis hin zur Vorbereitung auf Auswahlprozesse in Wissenschaft oder Wirtschaft.

Wir bieten den Karriere-Kompass mit zwei Schwerpunkten an: Sowohl für Nachwuchswissenschaftler*innen, die den wissenschaftlichen Karriereweg fortsetzen möchten, als auch für jene, die einen außeruniversitären Karriereweg in der Wirtschaft bevorzugen.

Für diejenigen, die noch unentschlossen sind, ob es für sie nach der Promotion in der Wissenschaft oder der Wirtschaft weitergehen soll, gibt es im März einen Entscheidungs-Workshop zur Wahl des für sie passenden Karrierewegs.

Laura Busch: Für die zahlenmäßig größte Gruppe der Nachwuchswissenschaftler*innen der Universität – den Doktorand*innen - bieten wir zwei neue Mentoring-Formate – das Gruppen-Mentoring und das Peer-Mentoring in der Programmlinie ExploreScience. Sie sollen zukünftig je nach Bedarf jährlich angeboten werden.

Im Gruppen-Mentoring starten wir erstmalig Ende Februar mit 27 Mentees. Das wird spannend! In diesem Format findet der Austausch, wie der Name schon sagt, in Gruppen statt.  Vier bis acht Mentees verschiedener Fachdisziplinen werden von einer erfahrenen Mentorin oder einem erfahrenen Mentor betreut und tauschen sich in selbst organisierten, strukturierten Arbeitstreffen einmal pro Monat zu vorher definierten Fragestellungen aus. Die Gruppenbildung erfolgt anhand der Karrierewege Wissenschaft, Wirtschaft oder Gesellschaft. Mit einer Dauer von sechs Monaten ist das Programm zeitlich überschaubar, die festgelegten, regelmäßigen Treffen ermöglichen allen Beteiligten eine gute Planbarkeit. Sowohl Mentees als auch Mentor*innen werden im Vorfeld durch unsere Trainer*innen methodisch auf das Mentoring vorbereitet.

Im Peer-Mentoring werden die Mentees zu Beginn in der Methode der kollegialen Beratung geschult. Danach beraten und betreuen sie sich selbständig in Gruppen von fünf bis sieben Personen über die gesamte Promotionszeit hinweg – ganz ohne Mentor*in. Bei Bedarf unterstützen wir von GRADUS natürlich. Nach sechs Monaten gibt es außerdem eine Methoden-Auffrischung. Das erste Peer-Mentoring fand im vergangenen Herbst statt. Im März geht es in die nächste Runde. Nicht nur für Doktorand*innen bietet GRADUS dieses Jahr wieder Mentoring an. Für Postdocs, Habilitant*innen und Nachwuchsgruppenleiter*innen startet ebenfalls bald die nächste Ausschreibung im zweijährigen AdvanceScience One-to-One-Mentoring. Ein regelmäßiger Blick auf unsere Webseite lohnt sich.

Für Junior- und Tenure-Track-Professor*innen gibt es unsere Programmlinie LiveScience. Neue Kandidat*innen sind eingeladen, jederzeit auf uns zuzukommen, wenn sie sich ein Mentoring wünschen. Dies soll zukünftig terminunabhängig und individuell möglich sein.

Inwieweit profitieren die Teilnehmenden von diesen neuen GRADUS-Programmen?

Laura Busch: Durch das erweiterte Angebot und die häufigeren Ausschreibungen können zum einen mehr Personen an unseren Mentoring-Programmen teilnehmen und zum anderen bieten die unterschiedlichen Formate eine größere Auswahlmöglichkeit - von der Programmdauer bis hin zur Häufigkeit der Treffen und der Intensität des Mentorings. Während einige Nachwuchswissenschaftler*innen vorrangig den interdisziplinären Austausch mit den eigenen Peers suchen, bevorzugen andere wiederum den persönlichen, bilateralen Kontakt zu einer Mentorin oder einem Mentor. Damit decken wir verschiedene Bedarfe ab und ermöglichen allen Beteiligten mehr Flexibilität. Das gilt auch für die Mentor*innen.

Dr. Cornelia Frank: Sowohl für den Karriere-Kompass Wissenschaft als auch den Karriere-Kompass Wirtschaft gilt: Wissens-Input durch Experten-Briefings, Selbstreflexionseinheiten, praxisorientierte Transferaufgaben, Peer- und Trainer*innen-Feedback werden so miteinander kombiniert, dass die Teilnehmer*innen aus jedem Modul mit was ganz Konkretem rausgehen, wie zum Beispiel  ein Kompetenzprofil, eine Road Map zur Karriereplanung, eine Bewerbungsmappe, ein Profil bei Research Gate oder LinkedIn.

Darüber hinaus werden die Teilnehmer*innen vom Karriere-Kompass Wissenschaft dafür sensibilisiert, dass wissenschaftliche Karrieren, neben den ihnen zurecht zugeschriebenen Unwägbarkeiten und Unsicherheiten, zugleich auch höchst strategische Projekte sind, die von bestimmten Gesetzmäßigkeiten und Einflussfaktoren geprägt sind, wie zum Beispiel wissenschaftlicher Produktivität, Sichtbarkeit und Netzwerkbildungen, die mit bestimmten Strategien und Tools im eigenen Sinne gestaltet werden können. Genau dafür stattet der Karriere-Kompass Wissenschaft unsere Promovierenden und Postdocs aus.

Bei den Teilnehmer*innen des Karriere-Kompass Wirtschaft geht es insbesondere um eine Sensibilisierung für ihre transferierbaren Fähigkeiten und um eine „Übersetzungsleistung“; so erlernen sie beispielsweise wie die fachlichen und persönlichen Kompetenzen gegenüber potentiellen Arbeitgebern kommuniziert werden können.

Weitere Informationen zu GRADUS

Kontakt zu GRADUS

 

Graduierten-Akademie der Universität Stuttgart (GRADUS)

Pfaffenwaldring 5c, 70569 Stuttgart

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